Mittwoch, 21. September 2011

Der Weltwunder-Trip: Iguacu-Wasserfälle, Itaipu-Staudamm, Ciudad del Este!

Nun bin ich schon seit fast 7 Wochen in meiner einjährigen Wahlheimat und wundere mich wie die Zeit vergeht. Letzte Woche musste es dann sein: Ein gigantischer Trip stand an und zwar nach Ciudad del Este um einige der sogenannten neuen Weltwunder“ zu besuchen:
  • Die Iguacu-Wasserfälle gelten vielleicht als das größte Naturschauspiel der Welt
  • Der Itaipu-Staudamm ist der größte Energieerzeuger der Welt und offiziell zu einem „technisches Weltwunder“ gewählt worden
  • Und Ciudad del Este…nunja, könnte als Weltwunder für die hässlichste, dreckigste, ungesundeste und eventuell auch gefährlichste Stadt herhalten!

Auf geht’s!

Aufbruch in Capitan Miranda, Busfahrt, Ankunft im Hostel in Ciudad del Este
Donnerstag, der 15. September. Wagemutig steige ich in einen Reisebus ein. Runtergekommen ist er. Aus 4,5 Stunden Reisezeit werden 6. Doch das Adrenalin auf die großen Ereignisse lässt mich alle widrigen Umstände tapfer hinnehmen.
Um 17 Uhr komme ich am Terminal an. Leider macht „CdE“(Ciudad del Este) allen finsteren Mythen schon jetzt ehre. Bettelnde Indiokinder schauen mich traurig an. Als ich ein Foto vom Busterminal machen möchte hält ein Auto neben mir: „Du kannst hier keine Kamera rausholen, demasiado peligroso!“
Endlich komme ich dann abends in unserem Hostel an. „Unserem“, weil sich Viktoria, eine deutsche Freundin, die in Asuncion studiert, auch in das Abenteuer wagt und schon auf mich wartet. Und zwar in einem wunderschönen Hostel, das leider nicht gut liegt, aber das schlimme Umfeld vergessen macht. Nach einem Abendessen im besten Chinarestaurant und einem gefährlichen Rückweg ins Hostel heißt es dann: Früh schlafen gehen, denn…

Iguacu-Wasserfälle, Brasilianische Seite, Wahnsinn!

Diszipliniert wie wir sind stehen wir wie geplant in aller Frühe auf, genießen den Sonnenaufgang, frühstücken und brechen auf. Nach der Ausreise nach Brasilien, einer Taxifahrt mit einem dubiosen Fahrer war es dann so weit. Wir sind beim Nationalpark Iguacu angekommen.
Iguacu ist das schönste, beeindruckenste und unglaublichste, was ich in der Natur bisher gesehen habe. Und viele sagen: Das bleibt auch so, no hay nada mas magnifica!
Beginn vorm Nationalpark, geniessen, platschnass werden, vom schoenen Iguacu zum haesslichen CdE, bestes Abendessen und paraguayanischen Rohrschnaps zum Tagesausklang, wow!
Wir haben uns entschieden mit dem Flusslauf zu gehen und das war auch gut so. Kaum ahnt man etwas, wenn man den Fluss kurz von „Cataratas“ betrachtet. Dann kommt allerdings dieses unglaubliche Spektakel, laut und absolut unerwartet! Ich könnte nun in ausbreiten, wie die Wasserfälle sind. Aber es gibt weder Worte noch Medien, die dem gerecht werden könnte. Ich kann mir nicht erklären, wie so etwas existieren kann, ohne dass sich jemand etwas dabei gedacht hat. Das dachten sich auch die Guarani-Indianer und erfanden folgende Sage (Kurzform):
Einem Gott wurde die schönste Jungfrau des Stammes versprochen. Am Opfertag entführt sie jedoch ein Stammeskrieger heimlich mit dem Kanu. Das merkt er jedoch und schlägt ein mit aller Wucht in den Fluss. Dort ist nun Iguacu. Die Jungfrau wird in einen Fels verwandelt, auf den ständig Wasser einprallt, der Kriege zu einem Baum weiter oben. Für ihn heißt es zu Strafe „Nur gucken, nicht anfassen“ – Wie bitter!
Nach unzähligen Fotos, man findet sie alle relevant, ging es dann abends erschöpft der Energie und erfüllt des Erlebnisses zurück in unser Hosel.

Itaipu – Das Kontrastprogramm

Unglaublich ist die Natur in Iguacu, unglaublich der Mensch in Itaipu.
Itaipu ist das nach Leistung größte Wasserkraftwerk der Welt, ca. 35 Jahre alt und liegt genau auf der Grenze Paraguay - Brasilien.
Es gibt 20 Turbinen, wovon nur eine reicht um Paraguay mit Strom zu versorgen. Der Rest vom Paraguayanteil wird verkauft und so ist Itaipu für das Land ein unheimlich wichtiger Geldbringer, 3,3 Mrd. USD im Jahr.
Schön für uns: Alle Besichtigungen sind zu PR-Zwecken kostenfrei! Wir haben uns zwei davon gegönnt, die Lichtershow und die normale Tour.

Panaromaausblick vorm Staudamm, Abends die wunderschoene Lichtershow mit lauter Musik.
Die Größe dieses Bauwerkes ist unfassbar und weltweit selten erreicht. Ein wirklich tolles Erlebnis. Was allerdings die Freunde der Wasserkraft auch wissen sollten: Es wurden durch den Stausee 40.000 Indianer umgesiedelt, Natur zerstört UND Wasserfälle, so schön wie Iguacu, wurden für immer vernichtet. Schade!

Ciudad del Este – Nicht schön aber selten

Nie habe ich eine Stadt gesehen, die mich so angestrengt hat wie CdE. Die Die ursprüngliche Planstadt ist keine 60 Jahre alt, hässlich, vergast, laut, sehr unsicher.
An jeder Ecke wird Elektronik verkauft, v.A. an die vielen Grenzgänger, die aus Brasilien kommend billig einkaufen wollen – Eine einzige Räuberhöhle! Der Großteil des Handels ist illegal, man kann Waffen kaufen, einfach so auf der Straße! Viktoria und ich haben die Stadt gehasst, auch weil man überall das Gefühl hat nicht sicher zu sein und so immer unter Stress steht. Ein Erlebnis ist dieses Handelszentrum jedoch schon. Mehr aber nicht;-).
Mehr muss man nicht sagen, das Bild sagt alles;-).

Das kleine Extra – Saldo Monday

Was im Turi-Hype um Iguacu untergeht: Es gibt in der Nähe von Cde auch wunderschöne Wasserfälle. Generell groß, gegenüber Iguacu aber klein – Ein Geheimtipp für alle. Auch weil Iguacu 25 Dollar kostet, Monday 0,5 USD. Es ist vor allem deshalb schön, weil der Ort touristisch wenig erschlossen und angenehm ruhig ist, man kann sich direkt neben die Wasserfälle setzen und die Gedanken baumeln lassen!
Salto Monday-Wasserfall - hier kann man ganz nah ans Wasser.


Nach drei sehr vollen Tagen mit tollen Eindrücken, gutem Hostel und abends stets bestem, selbstgekochten Essen ging es dann Sonntag abend wieder zurück in den Einsatz hier in Capitan Miranda.
 
Der Status quo hier ist folgender (sehr kurz):
Seit dem Wochenende ist nun auch Philip hier. Er ist ein anderer Freiwilliger aus unserer Gruppe und eigentlich in der Nähe in Argentinien eingesetzt. Allerdings ist sein Padre nicht gesund, so wird er voraussichtlich 2-3 Monate bei uns bleiben.
Ich habe hier guten Anschluss an die Jugend im Dorf gefunden, gehe drei Mal pro Woche in eine örtliche Schule zum helfen & kennen lernen und werde nun weiter herausfinden, wie ich mich dort am besten einbringen kann. Bald gibt es sicher mehr zu sagen;-)

Beste Grüße nach Deutschland: während Ihr den Herbstanbruch habt ist hier nun Frühlingsfest;-)

Euer Daniel

Montag, 5. September 2011

Gut angekommen - Primeras impresiones de Capitán Miranda

Nun bin ich schon seit gut zwei Wochen in meiner Einsatzstelle in Capitán Miranda, nahe Encarnación. Es wird Zeit ein Euch einen Einblick in mein Umfeld hier vor Ort zu geben!
Die schönen zwei Wochen in Asunción liegen hinter mir. Es war eine gute Entscheidung sich zunächst die Hauptstadt anzugucken. Zum einen, da es tatsächlich so einiges zu sehen gab und ich mich zunächst sattsehen konnte. Zum anderen aber auch, weil zwei Wochen ohne einen fest verbindlichen Rahmen einfach Spaß gemacht haben und etwas Erholsames hatten.
Ein typischer Blick aus dem Fenster auf den paraguayanischen "Campo", hier wird gerade das Feld gerodet.
Vor knapp zwei Wochen ging es dann voller Erwartungen und Vorfreude mit dem Reisebus Richtung Süden. Leider bin ich dabei an eine dubiose Busgesellschaft – „Alborada“ – geraten. Der verheißungsvolle Name, zu Deutsch etwa „Sonnenaufgang“, konnte leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in einem übervollen, alten Fahrzeug bei jeder noch so kleinen Ortschaft angehalten haben! Immerhin habe ich so das paraguayanische Hinterland, den „Campo“ genau inspizieren können. Dabei lässt sich zweierlei feststellen:
-Der Blick aus dem Fenster lohnt sich leider nicht immer
-Das Stadt-Land-Gefälle in Paraguay ist enorm. Während Asunción noch recht stattlich ist, sind die ländlichen Verhältnisse arm und rückständig, wie ich es bislang noch nicht gesehen habe.

Um sieben Uhr und bei stockdüsterer Finsternis bin ich dann von meinem Alborada-Shuttle direkt vor meinem Haus abgesetzt worden. 
Vor unserer Haustuer - die Routa Sexta, in der anderen Richtung sind viele kleine Geschaefte.

Eine paraguayanischer Department-Store.

Der erste Eindruck: Was für eine Kälte! In den ersten Tagen hatte ich mit einer wahrhaftigen Kältestarre zu kämpfen! Es waren kontinuierlich unter 10°C und es gibt keine Heizungen in Paraguay. Die ersten warmen Sonnenstrahlen nach 4 Tagen waren für mich echt eine Erlösung!
Winfrieds und nun auch mein Haus, der linke Eingang ist meiner, meiner.
Meine huepsche kleine Bleibe - Ein schoenes kuehles Zimmer mit eigenem Bad.
Winfried Moschner, Padre der katholischen Gemeinde hier vor Ort, ist meine Kontaktperson und wir wohnen im selben Haus, wobei jede Unterkunft einen eigenen Eingang hat. Mein Zimmer ist recht groß und ruhig, hat ein eigenes Bad und ist vor allem bei Hitze angenehm kühl, was sich sicherlich noch später als großer Vorteil erweisen wird. Winfried ist ebenfalls Deutscher, Steyler Missionar, mitte 70 und seit ca. 40 Jahren in Paraguay tätig. Wir verstehen uns sehr gut!
Der Padre Winfried mit seinem schelmischen Laecheln;-)
Mein erster treuer Freund/Freundin(?) hier in Capitan Miranda - Leica, unser wirklich toller Hund.
Capitán Miranda, unser Dorf, liegt 15 Autominuten von der größeren Stadt Encarnación entfernt. Dabei kann man hierbei weniger von einem Dorf, als von einer Region reden. Das Territorium von Capitan Miranda erstreckt sich über ein sehr großes Gebiet, wobei es lediglich etwa 10.000 Einwohner gibt. Wir wohnen hier in dem „Hauptdorf“, wenn man so will. Direkt an einer wichtige Fernstraße (Routa Sexta) und bei einer Reihe von verschiedenen Geschäften. Durch die große Ausdehnung gibt es insgesamt 20 weit gestreute Kapellen, die regelmäßig von Winfried mit einem Gottesdienst versorgt werden wollen.
Bisher habe ich Winfried öfters bei seiner Arbeit begleitet und dabei einige Kapellen und Leute kennen gelernt, war zudem auf einigen Festen. Gestern habe ich den Tag mit einigen Jugendlichen hier im Ort verbracht und dabei viele Interessante Eindruecke und viel Spass gehabt.
Unsere huepsche kleine Kirche direkt neben an - die grosste von ca. 20 unserer Gemeine San Jose Obrero.
Des Weiteren feile ich weiter fleißig an meinem Spanisch, wobei ich zum Glück gut vorankomme.
Was meine weitere Arbeit angeht, so ergeben sich nun offenbar einige Optionen. Neben denjenigen Tätigkeiten, bei denen ich Winfried mit der Gemeinde helfe, werde ich ab nächster Woche wahrscheinlich auch in der örtlichen Schule arbeiten können. Dazu kann ich aber bisher noch nicht allzu viel sagen. Ich war gerade zum ersten Mal da um mich vorzustellen und werde die Woche einige mal zur Probe dasein.
Mein Kontakt zur Aussenwelt - Ein kleines Internetcafe direkt gegenueber, leider mit extrem langsamen Internet.
So schaut es also bei mir in Paraguay aus! Leider habe ich kein Internet im Haus, muss mich also über das Internetcafe gegenüber der Straße versorgen. Ich habe mich über die vielen netten Nachrichten und Mails aus der Heimat sehr gefreut, ich hoffe es geht Euch allen ebenfalls gut!;-)
Uebernaechste Woche werde ich uebrigens aller Vorrausicht nach die Cataratas besuchen - Die Iguacu Wasserfaelle! Es gibt also spannende Perspektiven:-).
Muchos recuerdos y hasta el proximo escrito!
Daniel