Freitag, 29. Juni 2012

La Gran Fiesta de "San Juan"

Vergangene Woche Samstag feierten wir in der Gemeinde ein traditionell hier sehr verankertes Fest: Die Geburt von Johannes dem Täufer - "La Fiesta de San Juan".
Unsere Jugendgruppe von Azara

In der Jugendgruppe kümmerten wir uns fast die ganze Woche um die Organisation, um diese besondere Feier angemessen vorzubereiten. Wir gingen in die Schulen und luden die Kinder ein, am Samstag zunächst zu von uns vorbereiteten Spielen zu kommen - und später dann zu Feiern. Die Spiele organisieren wir ebenso, wie eine Vielzahl von Preisen hierfür, die uns die örtlichen Geschäfte schenkten.
Unsere Buehne hinter der Kirche ist bereit fuer einen Ansturm von Kindern.

Die Kinder melden sich fuer die zahlreichen Spiele an.
Am Samstag war dann der Aufbau des Geländes hinter unserer Kirche angesagt. Ein riesiger Anhänger wurde uns geliehen und diente als Bühne, die dann von uns dekoriert wurde. Der Platz wurde aufgeräut und wir besorgten Tische und Stühle, bauten zudem eine kleine Kantine auf. Zum Schluss kam auch unsere Band, die sich um die Musik kümmern würde. Sowir waren auf einen Ansturm, zunächst von den Kindern, vorbereitet.
Unsere Band sorgte fuer das Musikprogramm.

In lustigen Spielen kämpften die "Chicos" unter vollem Einsatz um die begehrten Preise und mir kam dabei die besondere Aufgabe zu, das Spiel "Manzana con dulce de Leche" (Apfel mit einer süßen Soße) auszutragen.
Das Apfelspiel - Die Kids muesse einen glitschigen Apfel nur mit Hilfe des Mundes beissen, gar nicht leicht!

Nach den Spiele wurde es schließlich dunkel und der zweite Teil der Veranstaltung konnte beginnen. Die Vorabendsfeier von "San Juan". Hierbei gibt es einige Traditionen, die es zu pflegen gilt. Das Lagerfeuer ist ein Muss, dazu wird später ein Feuerball umher geschossen und später sogar noch eine lebendsgroße Puppe, voll mit Knallkörpern, verbrannt. Alles sehr schauerlich und interessant!
Dieses Feuer war zuvor der Feuerball. Die Kinder kennen keine Angst!

El "Muñeco" - Die Puppe.
Der Höhepunkt findet allerdings um 12 Uhr Mitternacht statt: Das Laufen über die Glut des Feuers! Angeblich braucht es "Fe" - Glaube, damit man dies unbeschadet übersteht. Sünden sind zudem eine schlechte Voraussetzung - sie führen zu Verbrennungen!
Erwachsene Kinder, Männer und Frauen - alle überquerten die Glut, unbeschadet! Diese Beobachtung von mir war der Ausgangspunkt für eine Katastrophe...


Einer von zahllosen Feuergaengern - wie immer unversehrt!
Auf Anfeuerungen der Massen, zog ich andächtig meine Schuhe aus und war fest überzeugt, mich ebenfalls dieser Herausforderung zu stellen. Ich wagte zwei Schritte auf die Glut...und verbrannte mich fürchterlich! Direkt musste ich davonrennen, kühlen usw. Heftigste Schmerzen, Aufsuchen eines Arztes, eine Nacht im Krankenhaus und Füße voller Brandblasen waren die verheerende Bilanz!
Wer gut hinschaut sieht es: Ich bin auf der Flucht! (rechts)

(Erklärungsansatz ist übrigens auf jeden Fall eine bei Deutschen naturgemäß zu dünne Haut, also keine Sünden oder ähnliches;-) )

So kommt es nun, dass ich diesen Artikel aus dem Bett schreibe, denn leider bin ich immer noch "halbgelähmt". Ganz Azara weiß von meinem Unfall und der Satz "Asi que tenias demasiados pecados" (Hattest also zu viele Sünden) ist der makabere Running-Gag dieser Tage.
Die Bekanntheit dieses Vorfalls hat allerdings den schönen Effekt, dass ich sehr viel Besuch bekomme, zudem Essen, Reden und Trinken wir unseren Mate jetzt in meinem Zimmer, sodass ich trotzdem keinesfalls isoliert bin.

Dennoch war es ein schönes Fest. Besonders, weil wir es mit der Jugendgruppe sehr gut organisiert haben. In einem Monat werde ich über die Geschichte hoffentlich lachen können;-).


Liebe Grüße an alle!
Daniel

Donnerstag, 28. Juni 2012

La Fiesta Patronal - DAS Highlight in Azara

Hola!

Heute habe ich endlich die Gelegenheit, Euch von dem legendaersten Fest der Umgebung zu berichten: Das Pfarrfest unseres Pfarreipatrons San Antonio, welches wir am 17. Juni riesig gefeiert haben.
Wenn man mit einem Einwohner von Azara ueber die hiesige Gemeinde redet, wird man sicherlich nach kuerzester Zeit stolze Erzaehlungen von der "Fiesta Patronal" zu hoeren bekommen - zu Recht. Und eingeladen wird man natuerlich auch.
San Antonio, unser Patron, in seiner feierlich geschmueckten Grotte vor der Kirche.

Hier in Azara bedeutet Pfarrfest naemlich: Riesiges Volksfest mit Besuchern aus der ganzen Region und tausenden bedeiligten Menschen! Das ganze Dorf setzt sich fuer das Gelingen dieser Fiesta ein, sei es durch Lebensmittelspenden, Preise fuer die Verlosung, die wir veranstalten, die eigene Arbeitskraft oder - GANZ wichtig - durch die Schenkung einer Kuh, welche sich dann bei der Fiesta auf dem Asadogrill wiederfindet.
Vorbereitung und Fiesta nehmen Wochen in Anspruch, doch es lohnt sich. Jedes Jahr kann Azara auf eine gewaltige Einnahme durch dieses Fest stolz sein.
Der Ort des geschehens: Unser grosser Pfarrsaal.

Der Ansporn
Der Gewinn dieses Festes kommt jedes Jahr einem Projekt zugute. Dieses mal ist das - natuerlich - der Bau unseres Altenheims. Der Enthusiasmus der Leute war dieses Jahr besonder hoch, da der Bau kurz vor seiner Vollendung steht und wir hofften, mit den Einnahmen den Bau annaehernd zuendefinanzieren zu koennen.


Die Countdown-Woche
Um ehrlich zu sein: Das wahre Highlight des Festes ist die Vorbereitung. Eine ganze Woche vorher ist die Kueche des Pfarrsaals stets voll mit Menschen. Kekse, Honigbrot, Suessbrot, gesalzenes Brot - gebacken wird die ganze Zeit. Und alle Zutaten sind, unglaublich aber wahr, Spenden!
Alfajores - so heissen die traditionell beliebten Kekse, die wir hier herstellen. Hier packt selbst der Pfarrer mit an.
Und auch der Misionero, das bin ich, schmiert fleissig "Dulce de Leche" auf die abertausenden Kekse.
unsere Kueche war voll mit Gebaeck: Hunderte von Broten -und alle wurden verkauft.
Schon vor dem Fest kamen zahllose Menschen zum "Salon Parroquial", um einzukaufen. Unsere fleissigen Verkaeuferinnen hatten alle Haende voll zu tun. Die tolle Qualitaet der Waren ist schon seit vielen Jahren bekannt.
Fuer einen Deutschen ist jedoch der Freitag sicherlich das ungeschlagene Highlight. Denn hier kommt das Fleisch, alles geschenkt. Dabei geht es um nicht weniger als 2600 kg Rohware, das in grossen Stuecken von den Leuten herbeigeschafft wird!
Die vielen gluecklichen, allderings toten, Kuehe haengen an Fleischhaken und warten auf die Verarbeitung.
Enrique begutachtet die Asadostaebe, die darauf wartetn bestueckt zu werden.
An diesem Freitag stroemen circa 30 Maenner in den Salon, sie wissen schon, dass sie gebraucht werden. Gemeinsam wir dann das Fleisch zerschnitten, in Verschiedene Kategorien geordnet und weiterverarbeitet. Eine Riesenarbeit, bei der nicht nur die Grossen gebraucht werden....
Eine "Vaca", ein Rind, wird in die typische Konsumentengroesse von 3kg zerteilt.
Hunderte Kilo Hackfleisch fuer unsere Empanadas werden hier hergestellt.
...sondern auch die kleinen Helfer, packen fleissig mit an.
Auf dem besten Wege ein guter Argentinier zu werden:-).
Nach getaner Arbeit haben sich dann alle auch ein schoenes Abendessen verdient. Hier geniessen wir, aufgepasst, gegrillte Gedaerme.

Auch die Helferinnen konnten froehlich ihren Feierabend geniessen.

Nach dem "Fleischtag" stand dann der absolute Endspurt an. Am Samstag wurden bei bestens laufenden Verkaufen noch die letzten Vorbereitungen getroffen.
Die 0,8 Kilometer Wurst wurden quasi sofort verkauft. Sie geniesst ihr einen besonderen Ruf. Hergestellt wurde sie uebrigens hieraus:
800m aufgepumpte Gedaerme;-).
Unsere fleissigen Frauen stellten aus hunderten Weisskohlkoepfen noch beliebte Beilagen her.
  Und die 270 Asadospiesse, fast alle schon fest vergeben, waren bereit fuer das grosse Finale am Sonntag.

Der Sonntag, das grosse Fest
Der Festtag selbst begann mit einer Ernuechterung - stroehmender Regen. Wochenlang war es trocken geblieben und ausgerechnet jetzt, macht das Wetter uns zumindest durch die vorgesehene Prozession einen Strich durch die Rechnung. Schade, alles war so schoen vorbereitet gewesen. Mit Spannung erwarteten wir daher die Anzahl der kommenden Leute. Wie viele wuerden zuhaue bleiben?
Natuerlich waren am Abend dennoch unzaehlige Gaeste anzutreffen. Das Saal fuellte sich bis in die letzte Ecke. Das bekam auch ich ganz schoen zu spueren, da ich beim Getraenkeverkauf mitarbeitete und da alle Haende voll zu tun hatte.
Meine Perspektive auf das Fest beim "Cerveza"(Bier)-Verkauf.
 Unsere Gemeinde-Band sorgte währenddessen für beste Unterhaltung:
Unsere tolle Band: Cocollo, Arie, Christian, Abel und Homar in Aktion.
 Auch Enrique war beim Fest bis in die Morgenstunden fast die ganze Zeit dabei und half bei der Kasse mit.
Erschoepft aber zufrieden.
Gegen 2:30 leerte sich schliesslich der Saal, die zufriedenen Gaeste gingen nach hause. In unserer Gewinnrechnung kam ein Super-Resultat heraus, mit dem wir auf unserer Baustelle viel erreichen koennen - ein neuer Rekord! Allerdings sicherlich nur fuer ein Jahr - Die Leute warten schon jetzt darauf, sich im naechsten Jahr wieder zu uebertreffen;-)
Die grosse Fiesta geht zu Ende.
Wie ihr seht: Die Fiesta Patronal in Azara ist etwas ganz besonders, gerade wenn man die Art & Weise und das Engangement der Leute nicht gewohnt ist. Ich bin jedenfalls froh, sie hier miterlebt haben zu koennen.

Mir selbst bleiben nur noch wenige Wochen in Azara - die Zeit vergeht wie im Flug. Mit Schwermut im Hinblick auf die kurze verbleibende Zeit und Vorfreude, meine Heimat wiederzusehen, sende ich euch eine fest Umarmung und beste Gruesse!

Daniel