Sonntag, 6. Mai 2012

Besuch meiner Familie! Zwei gemeinsame Wochen mit Ostern und Reisen

Hallo ihr Lieben!

Im herbstlichen Argentinien finde ich nun Zeit, von dem schönen Besuch meiner Familie zu berichten. Sie hatten das große Glück, ausgerechnet zur Osterwoche zu Besuch zu kommen, sodass sie die Gemeinde bestens kennen lernen konnten.
In der zweiten Hälfte ihrer zweiwöchigen Besuchszeit stand dann eine kleine Reise zu den Sehenswürdigkeiten der Region an. Wir hatten Glück, es war ein wunderbarer Besuch:-).

Los ging es am Palmensonntag. Schon am Vortag waren Christina und ich nach Asuncion gefahren, um unsere Familie dort am darauf folgenden Tag vom Flughafen abzuholen. Endlich war es dann so weit: Nach ihrer langen Reisezeit sahen wir uns endlich nach Monaten wieder. Das war richtig schön. Leider gab es weder Zeit zum entspannen, noch Zeit dafür, Asuncion zunächst zu besichtigen - Direkt ging es in unser schönes Azara: weitere 11 Stunden Reise!
Meine Familie bei ihrem herzlichen Empfang in Azara, zusammen mit unsere Kirchenband.
Bei der Ankunft dann die wunderschöne Überraschung. Unsere Kirchenband überraschte meine Familie, total unerwartet, mit dem Lied "Bienvenidos" (dt. "Herzlich Willkommen"), sodass einer schönen Osterwoche nichts mehr im Wege stehen konnte.

In unsere gemeinsamen Woche hier in Azara habe ich dann versucht, meiner Familie so viel wie möglich von dem Leben und der Umgebung zu zeigen. So lernten Sie durch den regen Pfarrbetrieb nicht nur die Gemeinde kennen, sondern wir schauten uns auch den so typischen Yerba-Mate-Anbau an, lernten das Handwerk der Ziegelbrennerei kennen, den Rio Uruguay, unser Freibad und nicht zuletzt die längsten Wasserfälle der Welt, die wir hier haben: Die Saltos del Mocona. Diese besuchten wir schon am zweiten Tag.
Hier machen wir eine Schnellboot-Tour bei den extrem langen Saltos del Mocona, etwa 3 Stunden von Azara entfernt. Ein spannendes Erlebnis und Geheimtip in Misiones.
Die Osterwoche enthält viel Pfarrbetrieb. Das ist natürlich ganz besonders interessant. Gemeinsam fuhren wir auch zu einer großen und wichtigen Messe nach Lloreto, etwa 1,5 Stunden von Azara entfernt, wo alle Priester und enge Gemeindemitarbeiter von Misiones gemeinsam feierten. Leider fing es plötzlich in Strömen zu regenen an, wodurch alles im Wortsinn ins Wasser gefallen ist. Jedenfalls haben Christina und Raul, die schnell Freunde geworden sind, ihre Freude gehabt:
Die beiden nehmen die ruinierte Messfeier mit Humor:-)
Auch bei der Austeilung der Krankenkommunion konnte meine Familie mitmachen. Regelmäßig besuchen wir ja die Kranken Azaras, um ihnen die Kommunion zu bringen. Zur Osterzeit bekommen sie auch einen schönen Korb mit Ostersüßigkeiten. Für meine Familie war das eine tolle Gelegenheit, mit verschiedenen Leuten des Dorfes in Kontakt zu kommen. Hierbei kam es zu einer besonderen Begegnung. Meine Familie lernte Antonia kennen. Ganz Azara schätzt sie als Wunderheilerin. Ihr werden besondere Kräfte zugesprochen, mit denen sie schon vielen Leuten geholfen hat. Später besuchten wir sie gleich für mehrere Stunden, da sie nicht nur eine wirklich spannende Persönlichkeit ist, sondern sich sogleich auch mit Mama angefreundet hat.
Die Familie mit Enrique vor der bescheidenen Hütte der anerkannten Heilerin Antonia.
Und dann gab es natürlich noch unsere wunderbare Liturgie in der Osterzeit. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich diese noch nie so schön erlebt habe wie hier. So gab es am Gründonnerstag eine autentische Nachahmung des letzten Abendmahls. Und am Karfreitag den "lebendigen Kreuzweg", wo unsere Jugendgruppe sehr engagiert war, auch ich hatte meine Rolle, wie hier zu sehen ist:
Betroffen haben wir hier gerade Jesus vom Kreuze herabgeholt.
Besonders beeindruckend war natürlich dann die Ostermesse, die ganz im Zeichen des Lichtes gefeiert wurde. Die ganze Gemeinde hat sich mit kleinen Kerzen eingebracht:
Das Licht kommt in die Welt - und symbolisch in unsere Gemeinde.
Mit der Ostermesse verabschieden wir uns dann auch aus Azara. Nach einer schönen Woche war es an der Zeit, auch die großen Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Und so bedankte sich meine Familie bei den engsten Freunden der Gemeinde mit einem netten Beisammensein mit deutschen Süßigkeiten und....
...tja.
Und dann ging es weiter. Misiones hat noch viel zu bieten und so fuhren wir Richtung Norden zu den größten Wasserfällen der Welt, nach Iguazu. Auf dem Weg dahin fährt man an sehr berühmten Jesuitenruinen vorbei, die Ruinen von San Ignacio Mini. Hier haben die Jesuiten vor Hunterten von Jahren den Guarani-Indianern Zuflucht vor den Sklavenjägern geboten und dabei ein eine legendäre Leistung erbracht. Die Ruinen sind touristisch extrem erschlossen; allerdings weniger schön, als jene von Trinidad in Paraguay, welche aus meiner Sicht einen besseren und vor allem ruhigeren Einblick in das Wesen einer solchen Reduktion bieten.
Die wunderschöne und charakteristische Pforte der ehemaligen Kirche. Von der ehemalig sehr großen Kirche ist leider aufgrund des Sandsteins wenig geblieben.
Nach diesem kurzen Abstecher fuhren wir dann nach Puerto Iguazu - der argentinische Ort, der Auffangbecken für unzählige Touristen ist, die die großartigen Wasserfälle besichtigen wollen. Drei Tage hatten wir hier Zeit um uns hier von der Schönheit der Natur beeindrucken zu lassen. So besuchten wir sogleich für einen ganzen Tag die argentinische Seite der "Cataratas". Dank gutem Wetters konnten wir alle schönen Details bestaunen und diesen magischen Ort erkunden. Für mich war es nun tatsälich das dritte Mal, dass ich diese Wasserfälle besucht habe und ich kann bestätigen: Sie sind immer wieder aufs neue beeindruckend und ein wenig anders.
Familienfoto ein einem der vielen schönen Aussichen auf der argentinischen Seite dieser Wasserfälle.
Am folgenden Tag besuchten wir dann das angeblich produktivste Wasserkraftwerk der Welt, Itaipu. Auch dieses kannte ich schon. Dennoch habe ich es gerne nochmals besichtigt und auch meine Familie war von der Größe dieses gigantischen Staudammes beeindruckt. Wir haben die brasilianische Seite besucht, die ich noch nicht kannte (ich war damals in Paraguay gewesen) und durch einen großen Tourismuskomplex noch spannedere Einblicke bietet.
Foto aus dem Panoramabus. Die realen Ausmaße lassen sich in einem Foto kaum festhalten, einfach unglaublich -  und gerade im Vergleich zu Iguazu leider auch unglaublich hässlich.
Nach diesen schönen Tagen am Dreiländereck (Argentinien/Brasilien/Paraguay) in dem wir uns ja aufhielten folgte dann unsere letzte Station der Reise: Asuncion in Paraguay. Diese Stadt kenne ich wie meine Westentasche, da ich hier ja ausgiebig in mein MaZ-Jahr gesartet bin, und so konnten wir auch hier drei abwechslungsreiche Tage verbringen.
Gewohnt haben wir in "meinem" liebgewonnenen "Black Cat Hostel", welches durch seine zentrale Lage ein idealer Augangspunkt war.
Vorm Präsidentenpalast in Asuncion. Leider kann man dieses Gebäude auch quasi nur von außen betrachten.
Bis heute weiß ich nicht, warum mir Asuncion so gut gefällt. Jedoch freut es mich, dass es meiner Familie ebenfalls so ging. Unser Programm könnte jedoch ein Grund gewesen sein: Wir besuchten den Kongress, den Präsidentenpalast, das Stadtmuseum, das Fußballstadion, einen sehr traditionellen Markt und lernten die faszinierten Gegensätze dieser historischen Stadt kennen. Vor allem aber haben wir zahllose Stunden auf Handwerksmärkten verbracht und dabei die Gepäckgrenzen der Airline so weit wie möglich ausgereizt....Asuncion ist dafür wie geschaffen:-).
Ich kannte all das schon, habe es aber gerne nochmals gesehen und meiner Familie gezeigt. Jeder Tag hat in der "Lido Bar" seinen erstklassigen Abschluss gefunden. Eines "meiner" Lieblinglokale - ein hervorragendes und total uriges Restaurant im Herzen der Stadt, bei dem wir uns zum Schluss sogar noch mit der Stammkellnerin angefreundet haben. Auch das ist Südamerika!
"Sopa Pescado" in der Lido Bar - Diese Fischsuppe, die wir hier essen, ist in ganz Paraguay bekannt.
So endeten zwei ereignisreiche Wochen. Zwei Wochen sind nicht viel Zeit, aber es hat sich gelohnt. Ich bin froh und zufrieden, meiner Familie gezeigt haben zu können, was meine zweite Heimat und ein großer Teil meines Herzens geworden ist. Nach dem Abschied meiner Familie musste ich erstmal tief durchatmen, konnte mich dann aber wieder meinem Leben in Azara zuwenden.


Und so vergeht die Zeit! Ich habe jetzt noch knapp drei Monate in Azara. In dieser Zeit werden wir noch das enorm wichtige Patronatsfest im Juni feiern und mit dem Bau des Altenheims voranschreiten. Letzte Woche haben wir dann eine tolle Nachricht bekommen: Enrique und ich fahren noch nach Kolumbien! Voraussichtlich Ende Juli werden wir zwei Wochen in Enriques ehemaliges Missionsland fahren, aber dazu ein andern mal mehr...

Nun freue ich auf das was zunächst kommt, denn es steht schon wieder ein Ausflug an: nächste Woche geht es mit der ganzen Gemeinde nach....Iguazu (wie konnte es anders sein), zum VIERTEN Mal!;-)

Beste Grüße!

Euer Daniel

Dienstag, 17. April 2012

Viva Buenos Aires!

Viele Monate sind schon ins Lang gestrichen und während viele andere Freiwillige meines Jahrgangs schon auf Reisen gegangen sind, war ich hier bisher sehr zurückhaltend. Das sollte sich nun zum ersten Mal ändern: Ich habe eine der tollsten Städt der Welt erkunden dürfen: Buenos Aires!

Zunächst stand ein dreitägiger Besuch bei meinem Freund und MitMaZler Matthias an. Er arbeitet in einer Vorstadt von "BA" in einem Projekt für gestrandete Jugendliche. Für mich eine ganz besondere Gelegenheit, dieses kennen Lernen zu dürfen, da ich bislang noch keine "Projekt-MaZ-Stelle" kennen gelernt habe. Wir haben gemeinsam eine tolle Zeit verbracht, in der ich seine spannende Stelle, die Gemeinschaft im Projekt, aber besonders das so andersartige und harte Leben (im Vergleich zu Misiones und Buenos Aires City) der Jugendlichen mitlerlebte.
Matthias und ich bei unserer argentinischen Leidenschaft: Mate-Sorten des ganzen Landes verkosten.
Nach diesem Abstecher ging dann der Buenos Aires Trip in der Innenstadt weiter. Ich holte meine Schwester Christina, die von da an ganze 4 Wochen Zeit für ihren Besuch bei mir hatte, vom Flughafen ab. Gemeinsam ging es nun in die City: Im Vergleich zur Vorstadt und zum Rest des Landes eine ganz andere Welt.
Während Argentinien im ganzen irgenwo zwischen Schwellen-und Entwicklungsland liegt, ist BA-City eine Stadt mit spektakulärer Architektur und Sehenswürdigkeiten, auf die wir auch in Deutschland stolz währen - Schließlich war Argentinien ja mal eines der reichsten Länder der Welt; und das sieht man hier noch deutlich.

Direkt in der City dann unsere Unterkunft für 8 Tage: Das Hostel Estril, ein absoluter Volltreffer. Super geführt und direkt gegenüber vom Kongress gelegen, konnten wir hier die ganze Stadt quasi zu Fuß erkundigen. Eine tolle Dachterasse mit Blick über die halbe Stadt inclusive!
Ich beim Frühstück auf der großartigen Dachterasse: Schöne könnte es wohl nicht sein:-)
Unsere Reisedevise war: Wir wollen diese Stadt so echt wie möglich kennen lernen und so wenig wie möglich als Tourist. Natürlich haben wir dennoch die großen Sehenswürdigkeiten besucht. Aber wir waren dort beim Tango, wo die "Porteños", die Einwohner der Stadt, tanzen gehen. Haben dort Steak gegessen, wo es uns die Menschen empfahlen, fuhren nur Bus usw. Und es hat sich gelohnt, richtig gelohnt!
Nach der Reise können wir nun von vielen tollen Begegnungen mit Einheimischen erzählen, egal ob das im Teater Colon oder nachts um drei beim auf dem Bus warten war, wir hatten eine Menge Spaß...
Aber nun etwas zum Programm.
Christina und ich auf der berühmten, kunterbunten und von Künstlern übersäten "Caminito".

Ein absolutes Touristen-Ziel ist "La Boca". Das italienisch geprägte Hafenviertel Buenos Aires' ist bis heute eher arm. Die Einwohner wurden in frühren Zeiten sogar mit Sachgegenstände bezahlt, beispielsweise Farbe, mit der sie dann ihre Häuser kunderbunt anmahlten. Hieraus entstand in einigen Straßen ein famoses Bild. Besonders gut zu sehen in der Straße "Caminito" (Foto). Obwohl dies ganz nett ist, hat uns dieser Abstecher nicht begeistert, der Ort ist enorm touristisch geworden und man hat eher das Gefühl einen Themenpark zu besuchen, nicht aber etwas Wahres.
La "Bombonera" (dt. "Bonbonschachtel") - Eines der berühmtesten und berüchtigsten Fußballstadien der Welt.
Ebenfalls ansässig in La Bocaist der bekannte Traditionsclub "Boca Juniors Buenos Aires", der Club bei dem der Nationalheld Diego Maradonna berühmt geworden ist. Das Stadion hat eine tolle Architektur, es ist unheimlich steil und man ist direkt am Spielfeld. Es beinhaltet sogar noch ein kleines Museum, das den Vereins- und Diego Maradonna Epos pflegt. Für jeden Fußballfän, also auch ich, somit sehr spannend.


Ein Geheimtipp, der Bücherladen "El Ateneo".

Ein kleiner Geheimtipp ist ein ehemaliges Opernteater, welches heute einen tollen Buchladen beinhaltet. Es ist toll, wie gut man hier die Architektur des Teaters bewahren konnte. Wir hatten hier die Chance, bei vollem Programm mal auszuruhen und einen guten "Cafe con Leche" (Milchcafe), ein typisches Getränk der Stadt, zu schlürfen.
Gestärkt ging es in diesen Tagen dann noch zu vielen tollen Orten weiter, die ich für Kundige kurz aufzählen möchte, wobei ich natürlich nicht alles mit Bildern belegen kann - das wären zu Viele:
Friedhof Recoleta, Stadtführungen von Altstadt und Zentrum, Puerto Madera, Handwerks-und Antiquitätenmarkt San Telmo, Kongressführung, Führung Präsidentenpalast, Steak essen, Tangoabend, Ausflug nach Tigre(ein schönes Flussdelta außerhalb), Ausflug zum Esma(ein Foltergefängnis der Diktatur und heute Gedänkstätte), Palermo Viejo (Ausgeviertel), Palermo Hollywood, Obelisk, Cafe Tortoni, Cafe La Biela....kurzum, die Stadt ist großartig! Und doch sind es dann wieder die Begegenungen mit den Einheimischen, die uns in besonderer Erinnerung bleiben werden.
Das ungemein hohe und wunderschöne Teater Colon.

Am letzten Abend gönnten wir uns dann ein ganz besonderes Programm. Wir besuchten das spektakuläre Teater Colon, um eine Sinfonie zu besuchen. Die Musik war großartig, vielmehr jedoch das Ambiente und Drumherum. So fand unser schöner Trip einen schönen Abschluss, während wir mit Wehmut der Abreise und Vorfreude auf Azara, die Stadt verließen.


Wie ihr hört, es war toll, die Stadt ist eine Empfehlung. Wenn jemand einige gute Tipps für einen Trip nach Buenos Aires braucht, dann helfen wir gerne und fachkundig;-).


Beste Grüße und bis dann!
Daniel



Sonntag, 4. März 2012

Zwischenseminar in Eldorado und mein "fünfter", echter Geburtstag

Hola otra vez!    (Hallo mal wieder)

Wie die Zeit vergeht! Nun schaue ich auf meinen Blog und muss etwas verschämt feststellen, dass ich schreibfaul geworden bin. Kaum zu glauben, dass die Halbzeit längst überschritten ist. Doch das Gefühl verfliegendender Zeit sagt mir auch, dass es mir weiterhin gut geht hier in Azara:-).
Nun will ich gerne mal wieder berichten, was es hier so spannendes gegeben hat. Es ist doch einiges.

Besuch von Lisa und Lukas

Enrique und ich trinken mit Lisa und Lukas den Tereré, um die Hitze besser zu überstehen.
Vor wenigen Wochen bekam ich erfreulichen Besuch von zwei guten Freunden, ebenfalls Steyler MaZler: Lisa und Lukas aus Chile. Die beiden waren auf Rundreise und ließen sich da einen Abstecher in unser schönes Azara natürlich nicht nehmen. Das große Glück bei der Sache: Ausgerechnet an dem Wochenende gab es bei uns die berühmte "Fiesta de la Mojarrita". Eigentlich "Fiesta eines Fischchens" ist dies doch viel mehr ein Volksfest mit viel Musik, Essen und sogar Misswahlen.
Hochachtung vor den Mädels, die bei 14°C im Bikini vor hunderten von Leuten posieren. 
Bei der "Miss-Mojarrita"-Wahl (heißt wirklich so), hatte ich dann eine ganz besondere Ehre: Als Abgeordneter der Pfarrei war ich einer der vier Juroren und musste die schwerwiegende Entscheidung treffen, welches Mädchen sich mit diesem Ehrentitel küren darf.
Da unsere Pfarrei einen Empanada-und Getränkestand hatte, war natürlich unsere Hilfe fest eingeplant. Für Lisa und Lukas war von Entspannung nicht die Rede, es musste fleißig gebacken und verkauft werden!
Lisa und ich beim Empanadas formen.
Das fleißige Thekenteam der Parroquia. In der Mitte ist noch Miguel zu sehen, Novitze bei den Steylern in Argentinien.
Insgesamt hatten wir gemeinsam drei wunderbare Tage und viel Zeit, uns auszutauschen. Leider ging es aber schon bald weiter, denn es standen schon wieder andere Ereignisse auf dem Programm. Lukas und Lisa setzten ihre Rundreise gen Iguazu-Wasserfälle fort, ich fuhr zum Zwischenseminar nach Eldorado.

Das Zwischenseminar in Eldorado

Kaum zu glauben aber wahr: Die Halbzeitreflektion stand an. Gemeinsam mit circa 20 anderen deutschen Freiwilligen aus ganz Argentinien und Paraguay verbrachten wir eine Woche in Eldorado, um unsere Erfahrungen auszutauschen und einen Blick auf die zweite Hälfte zu werfen. Von allen aus unserer tollen Gruppe hatte ich mit 6 Stunden die wohl kürzeste Anreise, manch anderer war drei Tage unterwegs.
Unsere Fidele FSJ-Truppe vor unserem Haus im Dschungel.
Unser Tagungshaus "Cepami" lag mittem im Dschungel und an einem schönen Bach zum Baden. Die Woche war herrlich. Es blieb viel Zeit für Gespräche und Erholung. Doch auch auch viele Denkanstöße und vor allem beherzte Diskussionen konnte uns diese Woche geben. Jedenfalls war es toll sich auszutauschen und sich hier und da mal in der Erfahrung eines anderen wiederzufinden.

Abendliches Programm: Uno und Brama (Bier), eine gewagte Kombination
Abends ließen wir dann mit einer Runde Uno, der ein oder anderen Flasche Brama oder gemeinsamer Musik die Abende ausklingen. Der Himmel war dabei dank geringer Beleuchtung stets sternenklar, in der nächtlich  frischen Luft lag der Duft des Urwaldes und die dessen Geräusche....wunderbar!
Ja, dieses Foto ist echt - und das ist nur ein Teil des Ganzen!

Highlight der Woche war dann aber sicherlich der Ausflug, bei dem wir dann den Urwald verließen, es sollte zu dem großen Naturwunder gehen: Iguazu!
Ich kannte zwar schon die brasilianische Seite der Wasserfälle, die Argentinische jedoch, welche wir besuchten, nicht. So war es für mich nochmal richtig spannend, denn beide Seiten ergänzen sich gut. Leider, leider gab es natürlich viel zu viele Turisten und viel zu wenig Zeit.
Hier seht ihr mich vor einem der größen Naturschauspiele der Welt, dem "Garganta del Diabolo", der "Schlund des Teufels". So wird der Ort bei den Wasserfällen genannt, bei dem man direkt über den runterstürzenden Wassermassen steht.
Im Nu ging also auch diese Woche vorüber und ich kehrte zurück in mein liebes Azara. Dabei hatte ich nicht nur Matthias (MaZler aus Buenos Aires von uns Steylern), sondern auch dem MaZ-Koordinatur Markus im Schlepptau. Beide ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, uns für ein paar Tage zu besuchen, waren sie doch schon in der Nähe...wieder mal sehr schön!

Mein Geburtstag, endlich Fünf!

Diese Woche ereignete sich dann ein ganz besonderes Ereignis, das es tatsächlich nur alle 1461 Tage oder 4 Jahre gibt: Ich feiere Geburtstag. Es hat sich hier auch rumgesprochen, dass ich ein Schaltjahrskind bin und so wurde mir ein wunderbarer fünfter (oder halt fünf mal vier gleich 20ster Geburtstag) gegeben.

(von links) Coco, Raul, Christian, Enrique, ich, Laura und Abel stoßen gemeinsam an. Direkt nach dem Foto war es dann wieder dunkel: Stromausfall.
Zunächst sah alles nach einer ganz großen Feier aus, alle Welt wurde von unseren Freunden eingeladen, um am Abend zu feiern. Sicher wäre das sehr schön geworden, aber leider wollte Petrus nicht. Den ganzen Tag hat es in Strömen geregnet und natürlich war somit auch der Strom weg, damit war das Thema natürlich erledigt. Dennoch gab es einen schönen Geburtstag im kleinen Kreis, der mir viel Freude bereitet hat.
Und zwei Tage darauf gab es dann sogar nochmal die eine zweite, etwas größere Feier mit circa 25 Gästen, sozusagen als ausgleich dafür, dass es mit der ganz großen Feier nicht geklappt hat. So bin ich also gut in meine 20er Jahre gekommen.

Was es sonst noch gibt

  • Mit der Jugengruppe haben wir in letzter Zeit viele schöne Aktivitäten unternommen. Neben den üblichen Treffen gab es Ausflüge und Zusammentreffen mit anderen Jugengruppen aus der ganzen Region. Hier waren wir in San Jose, circa 50km von Azara, bei einer großen, zweitägigen Distriktzusammenkunft.
Könnt ihr mich finden? (Hinweis: In der Woche zuvor hatte eine Friseuse wenig erbahmen mit mir).
Hier sind wir auf einer Jugendfeier letzte Woche, die in Azara veranstaltet wurde.
  • Es gibt ein ein unglaublich wichtiges Projekt, welches ich euch bis jetzt noch gar nicht vorgestellt habe. Padre Enrique baut, in erster Linie mit viel deutscher Hilfe,ein Altenheim hier in Azara. Der Bau ist schon sehr fortgeschritten und soll am 15. August dieses Jahres eingeweiht werden. Es ist eines der Wichtigsten Projete des Dorfes und ein wunderbarer Bau. Hier ist das Bild:
Selbst in Deuschland würde man sich über ein so schönes und großzügiges Heim freuen. Es wird einmal circa 25 alten Mitmenschen Platz bieten.
  • Und dann möchte ich noch stolz verkünden, dass ich meinen vorlauten Gitarrenplan durchgezogen habe! Viele Siestas habe ich dafür aufgeopfert zu üben und nun kann ich schon so manches Lied begleiten und habe dabei sehr viel Freude;-)
Was demnächst ansteht

Und als wenn das alles nicht schon schön genug wäre, es geht gleich ganz toll weiter. In einer Woche fahre ich nach Buenos Aires, um Matthias, auch MaZler der Steyler, zu besuchen. Ebenfalls werde ich dort meine Schwester vom Flughafen abholen und mit ihr Buenos Aires anschauen. Später kommt dann meine Familie ebenfalls nach Argentinien und alle zusammen werden wir gemeinsam hier in Azara Ostern feiern...und später noch eine Woche reisen.

Ich wünsche Euch in Deutschland indes alles Gute, freue mich auf ein Wiedersehen!

Und vielen Dank für die vielen lieben Geburtstagsglückwünsche!

Muchos saludos,
Daniel

Sonntag, 8. Januar 2012

Weihnachtszeit und Neujahr im schönen Azara

Hallo liebe Freunde, Freundinnen und Verwandte,

Weihnachten ist vorbei, das Jahr 2011 auch und ich ich muss ungläubig feststellen, dass ich schon knapp 7 Wochen hier in Azara bin. In zwei Wochen ist Halbzeit meines MaZ-Jahres, kaum zu glauben wie die Zeit vergeht...volando (fliegend)! Natürlich ist das auf der einen Seite schade, denn es wird umso toller, desto länger man im Ausland ist. Nun aber auch wiederum schön, denn das bedeutet natürlich auch, dass es mir gut geht.

Der Dezember hier war sehr, sehr gut. Die Weihnachtszeit war zudem voll mit Aktivitäten und Aktionen, sodass ich schon jetzt das gute Gefühl habe, gut integriert zu sein.
Kurz vor der Ankunft vor dem angestrebten Wallfahrtsziel.
Den Auftakt machte am 8. Dezember ein Pilgertrip zur "Virgen del Camino". Das ist ein kleiner Marienwallfahrtsort in der Mitte von Azara und Apostoles (die nächste größere Stadt) liegt. Jedes Jahr wird zu diesem Datum von den jeweiligen Gemeinden zunächst eine schöne Karosse angefertigt (unsere ist auf dem Bild). Dann geht es um drei Uhr morgens los, um dann nach einigen Stunden Wanderung, Gebet und Gesang, gemeinsam eine Messe zu feiern. Maria hat hier einen immensen Stellenwert für die Christen, was tatsächlich allgegenwärtig ist. Die Wallfahrt war jedenfalls gerade bei dem sich dabei vollziehenden Sonnenaufgang eine sehr schöne Erfahrung. Und wie jedes Jahr hatten wir Azareños natürlich den viel besseren Wagen angefertigt:-).

Ebenfalls habe ich natürlich meine Arbeit hier direkt aufgenommen. Dabei leite ich die Messdiener- und Jugendgruppe und auch bei unserer Caritas bin ich gefragt. Hier konnte ich mich gleich voll einbringen. Mit der Messdiener- und Jugendgruppe habe ich jeweils eine "Convivencia", also einen Ausflug, unternommen. Dabei geht es dann früh morgens los, um den ganzen Tag zusammen zu verbringen. Jeder steuert etwas bei, bsw. Essen oder Materialen, und alles wird dann auf unserem Pick-Up verladen. Damit ging es dann jeweils zu unserem nahegelegenen und städtischen Naturbad, wo wir gemeinsam gebetet, gesungen und uns ausgetauscht haben. Aber auch Spiel, Spaß und Erholung kamen natürlich nicht zu kurz. So konnte ich gleich alle gut kennen lernen
Gruppenfoto mit den "Acolitas", zu deutsch "Messdiener/innen".
Ein großes Highlight für mich war die tolle Sozialaktion "Canastra Familiar Navideña". Das ist eine tolle Aktion, die jährlich in der Gemeinde stattfindet. Es geht dabei darum, dass im ganzen Dorf Sachspenden gesammelt werden (Essen, Kleidung, Spielzeug usw.), um damit dann den ärmsten der Armen hier ein angemessenes Weihnachtsfest zu ermöglichen.
Als ich von der Aktion erfahren habe, war ich sogleich Feuer und Flamme und konnte viel Verantwortung übernehmen. Zunächst habe ich einen Infozettel entworfen, den dann alle Leute von Azara erhalten haben. Dabei mussten wir zwar mit den Jugendlichen das ganze Dorf ablaufen, aber es hat sich gelohnt. Denn später sind wir dann mit dem Pick-Up rumgefahren und haben eine überwältigende Rückmeldung bekommen. Berge von Kleidung und Lebensmitteln sind zusammengekommen, so das wir hinterher mehr als genug hatten um die Ärmsten zu beschenken. Die Kleiderspenden sind so zahlreich, das wir sie noch gar nicht alles sortieren konnten!
Beim Spendeneinsammeln mit unserer Jugendgruppe (das ist nur eine kleine von vielen Ladungen!) und eine Frau, die Dankbar eine "Canastra" entgegennimmt
Kurz vor Weihnachten bin ich dann mit zwei Mitarbeiterinnen der Caritas zu all den Familien gefahren um die Canastras (dt. Körbe) zu übergeben. Die Leute, die ich da kennen gelernt habe sind bitterarm und das ist nicht nur so dahergesagt. So etwas habe ich noch nicht gesehen, erschreckend. Und doch wieder überwältigend, mit was für einer ehrlichen Dankbarkeit sie dieses Geschenk zum Großteil entgegennehmen.
So war diese Aktion natürlich intensiv und umfangrich, aber erfüllend. Gerade, weil ich sehe, wie die eigenen Arbeit Früchte tragen kann.
Laura und Gabriela (Deko), Abel, Cocullo und Francisco (Elektronik)und Enrique (Krippenspiel) sind hier zu sehen. Wir aAlle waren bis zuletzt schwer beschäftigt!

Kurz vor Weihnachten war hier natürlich viel los, denn das Kirchgelende will ja zu Weihnachten schön geschmückt sein. Das ist normal, in Azara aber eine Geschichte für sich. Wir haben hier jedes Jahr eine großartige Beleuchtung, die Schaulustige aus der ganzen Region anlockt. Und das hat natürlich auch in Sachen Vorbereitung seinen Preis. So wurde hier quasi bis zur letzten Minute vor der Christmette noch gewerkelt und geübt, denn auch ein kleines Krippenspiel sollte es ja geben. Im ganzen ist natürlich alles sehr schön geworden, dem Engangement viele Leute hier sei Dank. Zum Schluss hat es dann einen Anblick gegeben, der wirklich traumhaft ist. Ich kann da einfach die Bilder sprechen lassen;-).
Unser traumhaft geschmücktes Kirchgelände mit schöner Beleuchtung ist hier zu sehen. Auch "mein" Casa Clemente hat eine schöne Lichterkette bekommen und auch der Altar ist einfach wunderbar geschmückt.
Weihnachten selbst war dann natürlich ganz was anderes als in Deuschland. Ich muss schon eingestehen, dass ich überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung gewesen bin. Das kann schon daran liegen, dass ich viele deusche Bräuche wie die Kekse, den Adventskranz oder Nikolaus natürlich vermisst habe. Aber in erster Linie ist es einfach der Sommer, den wir hier haben. Es fühlt sich einfach komisch an. Aber gut, es war eine dennoch bereichernde Erfahrung und ich war auf all dies vorbereitet.
Nach der Messe haben wir es ruhig angehen lassen. Um Mitternacht ist es hier üblich, dass die Leute ein Feuerwerk veranstalten (den Sinn habe ich bis jetzt noch nicht erfahren), kurz danach ist dann in allen Familien die "Cena Navideña" angesagt, also das Weihnachtsabendessen. Da ist dann die ganze Familie beisammen und nimmt Asado und beste Speisen zu sich. Einrique, Raul und ich haben hierbei gemeinsam gegessen, eine Beschährung ist danach in Argentinien eher unüblich. Doch einigen Päcken aus Deuschland sei Dank, dass ich nicht ganz auf die Weihnachtsgeschenke verzichten musste...wie schön!

Auch Silvester haben wir wenige Tage später schlicht gefeiert. Das lag in erster Linie daran, dass in unserem Pfarrsaal eine Feier stattgefunden hat. So wurde meine Hilfe natürlich benötigt um Getränke zu verkaufen, wodurch ich die Nacht hindurch im Einsatz war.

Auch am Anfang des Jahres gibt es natürlich wieder ein wichtiges Fest: der 6. Januar. Hier in der Gemeinde ist das weniger wegen der heiligen drei Könige als wegen Enrique bedeutend. Denn er feiert da seinen Geburtstag! So haben sich dann am Freitag Abend hier ca. 80 Leute und Gemeindefreunde versammelt, Speisen und Geschenke mitgebracht, um zu seinem 79. Geburtstag anzustoßen. Ein total schöner Abend war das. Innerhalb des Tages musste Enrique jedoch pausenlos Anrufe aus Deutschland, Argentinien und auch Kolumbien entgegennehmen. In allen Einsatzorten hat er noch viele Freunde, die sich die Glückwünsche natürlich niemals nehmen lassen!
Wünchen tuen wir uns alle gerade vor allem seine Gesundheit. Leider sind derzeitig viele Artztbesuche in Posadas notwendig, um den Zustand von Enriques Bein im Auge zu behalten.

So vergeht die Zeit hier wie im Flug liebe Freunde. Schon im nächsten Monat gibts das Zwischenseminar, das heißt Halbzeit. Es ist kaum zu glauben. Aber so gut es mir hier geht, so weiß ich doch immer, was und wen ich in Deuschland habe. Und wenn ich in einem halben Jahr wieder zurück muss, dann freue ich mich alle wiederzusehen!

Muchso saludos y un abrazo para todos,

Daniel!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Umzug nach Argentinien: Mein Leben in Azara

Hola!

Wie ihr, liebe Freunde und Familie, sicherlich mitbekommen habt, hab ich in letzter Zeit leider wenig von mir hören lassen. Das hat den einfachen Grund, das unheimlich viel passiert ist und ich erst jetzt Zeit finde, all die netten Mails aus Deutschland zu beantworten und auf dem Blog etwas Licht ins Dunkeln zu bringen. Zu Beginn soll jedoch gesagt sein: Ich bin umgezogen und wohne jetzt in Azara, Argentinien.

Der Umzug in grober und detaillierte Sicht. Für südamerikanische Verhältnisse ist es wirklich nur ein Katzensprung über die Grenze nach Argentinien: 90 km Luftlinie - dennoch braucht man sage und schreibe 6 Stunden für die Stecke.

Wie es dazu kam

In dieser Region Südamerikas, im Grenzgebiet von Argentinien und Paraguay, sind wie zu zweit: Felipe und ich. Es gibt demnach auch zwei Stellen, nämlich in Capitan Miranda und in Azara. Da der Padre von Azara, Enrique, aus Gesundheitsgründen die vergangenen drei Montate noch in Deutschland bleiben musste, haben wir in Capitan Miranda zu zweit gewohnte und abgewartet.
Nun haben sich die Dinge so ergeben, dass wir zwischendurch Azara mal besucht haben (Blogeintrag) und jeweils so einen Eindruck von beiden Einsatzorten gewinnen konnten. Tatsächlich haben wir nach längerem Überlegen festgestellt, dass es sinnvoller ist, wenn ich nach Azara gehe und Felipe Capitan Miranda zu seiner Einsatzstelle macht. In erster Linie hat das mit den jeweiligen Arbeitsfeldern zu tun, die so jeweils für jeden von uns passender sind.
Verabschiedung von den vielen Leuten, die ich, und die mich, liebgewonnen haben. Freunde, Schüler, die Schwestern, Bekannte. Sogar eine Abschiedstorte und einen eigenen Radiospot gab es zum Abschied:-).
So hieß es dann für mich: Abschied nehmen. Knapp drei Monate sind eine ganze Weile und ich war beeindruckt und glücklich, mit welcher Herzlichkeit ich von meinen paraguayischen Freunden, Schülern und Bekannten verabschiedet wurde. Auf der anderen Seite jedoch auch ein wenig traurig, da es besonders diese herzlichen Menschen sind, die ich in der Zeit sehr lieb gewonnen habe. Da ich aber sicherlich nochmal zu Besuch kommen werde, ist es zum Glück kein Abscheid auf Ewigkeit.


Das ist Azara
Die schöne Kirche von Azara von außen und innen

Meine Einsatzstelle hier ist eine ländliche Pfarrei im Bundesstaat Misiones, Argentinien. Das Dorf liegt gerade mal 90 km südlich von Capitan Miranda - Durch Zoll, Wartezeiten, schlechte Straßen usw. sind es dennoch 6 Stunden Reisezeit. Azara liegt nahe dem Bundestaat Corrientes (Arg.) und nahe der Brasilianischen Grenze, also im Ganzen sehr zentral. Das Dorf hat ca. 4000 Einwohner, ist in den letzten Jahren jedoch durch die hiesige Holzwirtschaft rapide gewachsen. Hauptwirtschaftszweig ist der Yerbaanbau, die Teesträucher, aus denen das Volksgetränk Mate gemacht wird.
Das nahegelegene Apostoles (ca. 20 km) ist Anlaufstelle für alle größeren Besorgungen und wird zudem als Hauptstadt des Yerbas bezeichnet; etwa 30.000 Einwohner leben hier. Für noch größere Angelegenheiten geht es dann nach Posadas, die Hauptstadt von Misiones. Hier leben 350.000 Leute, die Stadt liegt gegenüber von Encarnacion, wo ich ja quasi gerade gelebt habe.
Die Landschaft ist wunderschön. Liebliche Hügel prägen die Landaschaft und wohin man guckt, nichts als Yerba und Bäume - Natur pur.
Wenn man von Paraguay nach Argentinien kommt, kann man auf jeden Fall schon einen enormen Unterschied wahrnehmen. Da ist zunächst das Spanisch, dass hier doch recht unterschiedlich ist. "Yo" wird zuweilen "Scho" ausgesprochen, kaum Guaranieinfluss mehr etc. Argentinien ist zudem reicher, was sich durch befahrbare Straßen und darauf öfters neuen Autos gleich bemerkbar macht. Den Lebensstandart der Argentinier, sofern ich das bisher beurteile, schätze ich sicherleich auch etwas höher ein. Azara gilt als normales, vielleicht etwas ärmeres argentinisches Dorf. Es ist hier jedenfalls angenehm ruhig, ohne schläfrig zu sein, also wirklich schön.


Die Leute von Azara
Was kann es schöneres geben als herzlich Willkommen zu sein?
Die Menschen, die ich hier bisher kennen lernen durfte sind großartig. Ich bin hier mit einer überwältigenden Freundlichkeit willkommen worden. Generell ist erstmal hier estmal ein Starker Polnisch-Ukrainischer Einfluss bei der Herkunft der Leute zu bemerken. Indigene Einflüsse sind hingegen geringer als in Paraguay. Ich falle jedenfalls als Blonder nicht auf.

Natürlich habe ich hier in erster Linie mit den Menschen hier in der Gemeinde (Spanisch: Parroquia) zu tun. Da lässt sich gleich mal festhalten: Die Parroquia ist großartig, den wunderbar aktiv. Hier ist immer was los, die Leute engagieren sich, machen mit - und das mit vollem Herzen. Viele hier sind so aktiv, dass man hier den harten Kern der Gemeinde schon als eine Art Familie bezeichenen könnte. Das ist wirklich wunderschön und gibt mir die tolle Möglichkeit, gleich voll einzusteigen. Dazu aber gleich mehr.

Woran liegt es, dass sich die Leute hier so gerne in die Gemeinde begeben? Da kann es nur eine Antwort geben . In erster Linie an Padre Enrique. Das der Padre hier, für das Jahr auch mein Padre, und auch Deutsch, Ende 70, gefühlte 50, immer bestens gelaunt. Er ist einen Tag vor meiner Ankunft aus Deutschland zurückgekehrt, wo er ja wegen Gesundheitsproblemen war. Die Leute hier haben ihm einen offenbar unglaublichen Empfang bereitet, jedenfalls sind nun alle feliz, dass sie ihren Padre wiederhaben! Wir verstehen uns ganz toll!
Unsere fidele Männer-WG in einer typischen Junggesellenküche: links Raul, auch mal "Jefe" genannt, rechts Enrique, alias "Padre" und ich, Dani, werde manchmal würdevoll mit "Principe" angesprochen.

Dann gibt es noch viele, viele Freiwillige, die sich hier mit einer unglaublichen Hingabe einbringen - und das oft neben Arbeit, Familie usw. Besonders ist da der Raul zu nennen. Er lebt seit kurzem auch fest im Pfarrhaus und so haben wir also eine nette 3er-Männer-WG hier. Raul arbeitet hier Tag und Nacht, kümmert sich um das Pfarrgelände, denkt mit und ist nebenbei noch auf der Baustelle für ein Altenheimt tätig, welches hier von Stadt und Parroquia gebaut wird.

Die vielen anderen brauche ich jetzt nicht aufzählen, aber es sind viele;-).


Ich in Azara

Obwohl ich hier erst seit 1,5 Wochen bin, habe ich schon das Gefühl top integriert zu sein. Das ist klasse, liegt aber vor allem darin, dass hier immer viel los ist und sich das meiste auch auf dem schönen Gelände der Parroquia abspielt.
Erstmal, wie ich lebe. Ich lebe hier richtig schön. Direkt neben der Kirche gibt es ein etwa 12 Jahre altes Haus, das unten Räumlichhkeiten für Pfarraktivitäten bietet, oben eine große Wohnung mit mehreren Zimmern. Das ist mein Zuhause, das ich derzeit für mich habe. Am Anfang musste ich leider einige Tage lange hart ans Putzen gehen, dabei auch zahllose Spinnen und Pilze eliminieren, aber jetzt ist alles sauber und ordentlich  - und wunderschön. Ich fühle mich richtig Wohl, habe ein schönes Zimmer und vor allem gibt es eine tolle schattige Terrasse mit Ausblick auf den Kirchplatz, was will man mehr?
"Mein" schönes Haus, das "Casa Clemente" von außen, oben lebe ich. Die Terrasse ist mein Lieblingsort und immer angenehm schattig, links unten mein nettes Zimmer mit Ost-und Südseite, die ungenutzte Küche rechts unten.

An Aktivitäten gibt es hier immer vieles, daher schreibe ich auch erst jetzt zurück. Wer mich kennt weiß, dass ich das super finde.
An festen Aufgaben werde ich hier ab sofort die Messdienergruppe und wahrscheinlich auch die Jugendgruppe leiten, bei sind zuletzt etwas eingeschlafen und so ist meine Hilfe gleich gefragt.
Innerhalb der Woche werde ich mich auch um das Mittagessen kümmern, jedenfalls ist das so geplant - Wenn Enrique und Raul nicht schon bald die Notbremse ziehen müssen. Aber nein, ich denke das wird schon gehen und auch lecker:-).
Dann vielen Gruppen:
Caritasgruppe: Hier lernt man die verschiedensten sozialen Schichten kennen und kann den ärmsten der Armen helfen und für sie dasein, super!
Liturgiegruppe: Hier wird die Liturgie der Woche ausgesucht, vorbereitet und diskutiert.
Tempeldiener: Eine heitere Gruppe, die jeden Samstagmorgen die Kirche auf Hochglanz bringt.

In den Messfeiern habe ich eine besondere Ehre: Als Missionar auf Zeit, darf ich die Feier vorne neben dem Padre feiern und sogar die Kommunion austeilen, ich wusste gar nicht, dass ich sowas darf!
Ich in der Messe: Sogar die Kommunion darf ich austeilen.

Auch Gartenarbeit gibt es hier, hier wird mir Raul demnächst einweisen und dann wird da auch mit angepackt.

Ja und dann gibt es immer noch zahllose Dinge die gerade einfach Tagesgeschäft sind. Jetzt gerade zum Beispiel: Der Pilgertag am 8. Dezember zur Jungfrau Maria, danach alles für Weichnachten, also Deko, Krippenspiel usw.

Also es gibt viel und ich freue mich darüber und möchte hier geben, was ich geben kann.

Aktuelles

In der Gemeinde ist generell viel los, nun aber besonders viel, denn Weihnachten steht vor der Tür. Die Adventszeit ist ja für jeden Christen die Zeit der Vorbereitung, was hier aber auch bedeutet: Es muss ordentlich angepackt werden. Das betrifft dann zum Beispiel das Krippenspiel, das an Heiligabend durchgeführt wird, Caritasaktionen für Bedürftige, die Herrichung der Kirche usw. Vor allem letzteres ist hier enorm, denn jedes Jahr wird die Kirche micht einer Beleuchtung bestückt,  von der mir alle nur sagen, dass es mich überwältigen wird. Gut, zünächst überwältigt es mich dann wohl, alles aufzuhängen;-).

Nächste Woche werden wir schwer damit beschäftigt sein, einen Umzugswagen zu bauen, denn am 8. Dezember ist der große Marienfeiertag. Dann gibt es eine Prozession, die um 4 Uhr morgens beginnt an einen 9 km entfernten Ort und dort dann eine Messe. Wie überall in Südamerika verdient Maria hier eine besondere Huldigung.

Der der Padre so lange nicht da war, ist erstmal eine ganze Menge nachzuholen. Die Jugend- und Messdienergruppe werde nun ich etwas "wiederbeleben", worauf ich mich sehr freue. Vor allem letztere müssen ja Weihnachten in Topform sein.

Dann wird natürlich auch immer viel gefeiert. Immer wieder gibt es "Cumple-Cince", also die spektaculären 15. Geburtstage, die die Mädchen hier feiern (als Prinzessinnen mit unglaublichem Spektakel, Aufwand, Asado usw.), von denen ich schon zwei hier miterlebt habe. Dann feiern nächste Woche die Schüler das bestehen ihres Abiturs ("Bachillerato"), das Bürgermeisteramt wird übergeben, ein Priester hat 50. Priesterjubiläum, und, und, und. Es ist hier vieles los...aber das ist gut so!

Ich freue mich nun hier auf eine schöne und vor allem andersartige Weihnachtszeit, bei gut 35°C am Tag. Ich hoffe man hört heraus, dass ich glücklich und gerne hier bin. Ich wünsche auch Euch, eine angenehme Weihnachtszeit, dass ihr euch nicht vom Stress einnehmen lasst und auch Ruhe einkehren kann.


Muchos saludos y un abrazo fuerte,

Daniel (das "el" schenken sie sich hier)

Dienstag, 8. November 2011

Kulturelle Vielfalt im Herzen von Südamerika

Hola queridos amigos! Mit Freude kann ich behaupten, dass ich hier in einem Teil von Paraguay lebe, der an kultureller Vielfalt kaum zu überbieten ist. Das hat sich in den letzten Wochen ganz besonders bemerkbar gemacht und ich bin mir sicher, das ist auch für euch spannend!
Ich bei den Ruinen von Trinidad - besonders bei Abenddaemmerung wunderschoen.
  1. Der europäische Einfluss
Zunächst einmal gibt es hier in Capitan Miranda und der Region an sich Einflüsse aus aller Herren Ländern. Es gibt kaum einen, der von sich behaupten kann, wirklich keine ausländischen Wurzeln zu haben. So tummeln sich hier u.A. Japaner, Ukrainer, Niederländer, Russen, aber nicht zuletzt auch sehr, sehr viele Deutsche. Es kommt nicht selten vor, dass ich mitten in einem Gespräch von einem deutschen Satz überrascht werde. Wie kommt das also?
Erstmal ist Paraguay an sich ein traditionelles Einwanderungsland und anders als in vielen anderen Regionen sind die Einwanderer hier normalerweise sehr erfolgreich und wirtschaftlich wichtig. Die Mennoniten beispielsweise, deutschstämmig, waren die ersten, die tatsächlich den Chaco erfolgreich bewirtschafteten- heute sind sie eine echte Wirtschaftsmacht in Paraguay! Meine Region hier ist ein Stück weit tatsächlich eine deutsche Kolonie. Nicht weit von uns lieg z.B. „Hohenau“, eine quasi deutsche Siedlung und auch anhand der Namen vieler Geschäfte lässt sich die Deutschstämmigkeit erkennen.
Links bin ich als Deutscher mit Sandra, der Fast-Deutschen auf dem Kulturfest einer Schule. Rechts: Tanz beim Kolomeika, ein ukrainisches Fest.
Generell schön an diesem Kulturmix ist vor allem: Jeder hält seine Traditionen in Ehren und das ermöglicht öfters spannende Kulturfeste, wie ich sie kürzlich mehrfach erleben durfte. Ich genieße das in vollen Zügen.
Vor einer guten Woche war da das „Kolomeika“, ein riesengroßes Fest der ukrainischen Gemeinschaft hier, das über lange Zeit vorbereitet wird. An dem Abend an sich gibt es dann typische Musik, Tanz, Dekoration und traditionelle Trachten. Vor allem aber: Essen, essen, essen – weitestgehend landestypisch.
Das riesige Kulturfest der Schule San Jose mit tollen Vorstellungen und Speisen aus aller Welt.
Auch die Schulen hier nehmen das Thema der Kulturenvielfalt sehr ernst. San Jose beispielsweise, die Schule die ich oft besuche, hat über Wochen durch Projektarbeit ein ebenfalls großes Fest auf die Beine gestellt in denen dann jeder Kurs Tänze, Speisen, Souveniers, etc. vorbereitet hat. Die kleine Weltreise umfasste Argentinien, Paraguay, Cuba, Mexico, Brasilien, USA, Hawaii, Spanien, Ukraine, Kolumbien und, ja, auch Deutschland! Für mich war das Fest ein ganz besonderer Abend, da ich ja nun auch schon sehr viele Schüler kenne und richtig gerne habe.

  1. Die Guarani-Kultur
In eine ganz andere Richtung, aber mindestens genauso schön, geht der Einfluss des Guarani. Die Guarani sind das Indiovolk Paraguays, natürlich mit eigener Kultur und, eng damit verknüpft, eigener Sprache. Was Paraguay im Vergleich zu allen anderen Ländern Südamerikas besonders macht ist, dass die Guarani-Sprache hier offizielle Amtsprache neben dem Spanisch ist. So sind neben Behördengängen auch Schulunterrichtsstunden tatsächlich möglich. Ich finde das wunderbar und respektvoll. Die meisten Leute hier sprechen tatsächlich beide Sprachen, wobei wohl das Guarani im Haus mehr angewendet wird, für den Rest aber eher Spanisch üblich ist. Kleiner Haken für mich ist, dass eine häufiges Gemisch aus beidem für mich nur schwer zu verstehen ist und die Kinder manchmal einfach einen Riesenspaß daran haben, mir gegenüber eine „Geheimsprache“ zu haben. Immerhin haben sie mir die wichtigsten Frasen auch schon verraten, so bin ich nicht ganz hilflos ausgeliefert.
Janko und ich bei den Ruinen von Jesus - verbotenerweise auf dem ehemaligen Kirch- und Wachturm.
Die Geschichte der Gurarani in der Region hier ist SPANNEND! Tipp: Es gibt einen großartigen Film „The Mission“, etwa 20 Jahre alt, der die Situation gut darstellt.
Es ist nämlich so (vereinfacht): Als die Konquistadoren die Guarani unterwerfen und ausbeuten wollten, haben sich die Jesuiten eingesetzt und Reduktionen gebaut, in denen sie sicher waren. Die Indios haben sich im Gegenzug den jeweiligen Jusitenpadres untergeordnet und den christlichen Glauben angenommen. In diesen Reduktionen wurden unglaubliche Leistungen in Kunst und Kultur vollbracht. Man muss ich das vorstellen: 5000 Indios haben in einer Reduktion gewohnt – zwei Padres haben sie geleitet und es hat bestens funktioniert. Leider nahm diese tolle Geschichte Ende des 18. Jahrhunderts ein jähes Ende: Die Jesuiten waren den Spaniern zu erfolgreich (->Konkurrenz zur Ausbeutung) und wurden gezwungen das Land zu verlassen. Die Reduktionen wurden zwar noch von den Franziskanern weitergeführt, waren aber innerhalb weniger Jahrzehnte meist komplett verlassen.
Die unbeschreiblich schoenen Ruinen von Trinidad vom wiedererbauten Turm aus fotografiert.

Das Großartige an diesen Reduktionen ist, dass zwei der Besten nur einen Tagestrip entfernt liegen und noch gut erhalten sind: Jesus und Trinidad. Diese Ruinen sind das Unesco-Weltkulturerbe mit den wenigsten Besuchern weltweit, mangels touristischer Erschließung. Gerade das macht aber einen Besuch so schön. Man kann durch die alten Gemäuer schlendern und sich von dem Geist dieser magischen Orte verzaubern lassen. Besonders Trinidad hat es mir angetan. Dort gibt es seit 3 Jahren auch eine nächtliche Lichtershow, mit Originalmusik aus der Jesuitenzeit. Wir haben die Ruinen am vergangenen Wochenende besucht. Die Gelegenheit war bestens, weil gerade auch Janko, Missionar auf Zeit in Bolivien zu Besuch war und das Wetter bestens mitgespielt hat.
Ich hoffe, meine kleine Kulturstunde hat euch gefallen;-).
Muchos saludos,
Daniel