Sonntag, 4. März 2012

Zwischenseminar in Eldorado und mein "fünfter", echter Geburtstag

Hola otra vez!    (Hallo mal wieder)

Wie die Zeit vergeht! Nun schaue ich auf meinen Blog und muss etwas verschämt feststellen, dass ich schreibfaul geworden bin. Kaum zu glauben, dass die Halbzeit längst überschritten ist. Doch das Gefühl verfliegendender Zeit sagt mir auch, dass es mir weiterhin gut geht hier in Azara:-).
Nun will ich gerne mal wieder berichten, was es hier so spannendes gegeben hat. Es ist doch einiges.

Besuch von Lisa und Lukas

Enrique und ich trinken mit Lisa und Lukas den Tereré, um die Hitze besser zu überstehen.
Vor wenigen Wochen bekam ich erfreulichen Besuch von zwei guten Freunden, ebenfalls Steyler MaZler: Lisa und Lukas aus Chile. Die beiden waren auf Rundreise und ließen sich da einen Abstecher in unser schönes Azara natürlich nicht nehmen. Das große Glück bei der Sache: Ausgerechnet an dem Wochenende gab es bei uns die berühmte "Fiesta de la Mojarrita". Eigentlich "Fiesta eines Fischchens" ist dies doch viel mehr ein Volksfest mit viel Musik, Essen und sogar Misswahlen.
Hochachtung vor den Mädels, die bei 14°C im Bikini vor hunderten von Leuten posieren. 
Bei der "Miss-Mojarrita"-Wahl (heißt wirklich so), hatte ich dann eine ganz besondere Ehre: Als Abgeordneter der Pfarrei war ich einer der vier Juroren und musste die schwerwiegende Entscheidung treffen, welches Mädchen sich mit diesem Ehrentitel küren darf.
Da unsere Pfarrei einen Empanada-und Getränkestand hatte, war natürlich unsere Hilfe fest eingeplant. Für Lisa und Lukas war von Entspannung nicht die Rede, es musste fleißig gebacken und verkauft werden!
Lisa und ich beim Empanadas formen.
Das fleißige Thekenteam der Parroquia. In der Mitte ist noch Miguel zu sehen, Novitze bei den Steylern in Argentinien.
Insgesamt hatten wir gemeinsam drei wunderbare Tage und viel Zeit, uns auszutauschen. Leider ging es aber schon bald weiter, denn es standen schon wieder andere Ereignisse auf dem Programm. Lukas und Lisa setzten ihre Rundreise gen Iguazu-Wasserfälle fort, ich fuhr zum Zwischenseminar nach Eldorado.

Das Zwischenseminar in Eldorado

Kaum zu glauben aber wahr: Die Halbzeitreflektion stand an. Gemeinsam mit circa 20 anderen deutschen Freiwilligen aus ganz Argentinien und Paraguay verbrachten wir eine Woche in Eldorado, um unsere Erfahrungen auszutauschen und einen Blick auf die zweite Hälfte zu werfen. Von allen aus unserer tollen Gruppe hatte ich mit 6 Stunden die wohl kürzeste Anreise, manch anderer war drei Tage unterwegs.
Unsere Fidele FSJ-Truppe vor unserem Haus im Dschungel.
Unser Tagungshaus "Cepami" lag mittem im Dschungel und an einem schönen Bach zum Baden. Die Woche war herrlich. Es blieb viel Zeit für Gespräche und Erholung. Doch auch auch viele Denkanstöße und vor allem beherzte Diskussionen konnte uns diese Woche geben. Jedenfalls war es toll sich auszutauschen und sich hier und da mal in der Erfahrung eines anderen wiederzufinden.

Abendliches Programm: Uno und Brama (Bier), eine gewagte Kombination
Abends ließen wir dann mit einer Runde Uno, der ein oder anderen Flasche Brama oder gemeinsamer Musik die Abende ausklingen. Der Himmel war dabei dank geringer Beleuchtung stets sternenklar, in der nächtlich  frischen Luft lag der Duft des Urwaldes und die dessen Geräusche....wunderbar!
Ja, dieses Foto ist echt - und das ist nur ein Teil des Ganzen!

Highlight der Woche war dann aber sicherlich der Ausflug, bei dem wir dann den Urwald verließen, es sollte zu dem großen Naturwunder gehen: Iguazu!
Ich kannte zwar schon die brasilianische Seite der Wasserfälle, die Argentinische jedoch, welche wir besuchten, nicht. So war es für mich nochmal richtig spannend, denn beide Seiten ergänzen sich gut. Leider, leider gab es natürlich viel zu viele Turisten und viel zu wenig Zeit.
Hier seht ihr mich vor einem der größen Naturschauspiele der Welt, dem "Garganta del Diabolo", der "Schlund des Teufels". So wird der Ort bei den Wasserfällen genannt, bei dem man direkt über den runterstürzenden Wassermassen steht.
Im Nu ging also auch diese Woche vorüber und ich kehrte zurück in mein liebes Azara. Dabei hatte ich nicht nur Matthias (MaZler aus Buenos Aires von uns Steylern), sondern auch dem MaZ-Koordinatur Markus im Schlepptau. Beide ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, uns für ein paar Tage zu besuchen, waren sie doch schon in der Nähe...wieder mal sehr schön!

Mein Geburtstag, endlich Fünf!

Diese Woche ereignete sich dann ein ganz besonderes Ereignis, das es tatsächlich nur alle 1461 Tage oder 4 Jahre gibt: Ich feiere Geburtstag. Es hat sich hier auch rumgesprochen, dass ich ein Schaltjahrskind bin und so wurde mir ein wunderbarer fünfter (oder halt fünf mal vier gleich 20ster Geburtstag) gegeben.

(von links) Coco, Raul, Christian, Enrique, ich, Laura und Abel stoßen gemeinsam an. Direkt nach dem Foto war es dann wieder dunkel: Stromausfall.
Zunächst sah alles nach einer ganz großen Feier aus, alle Welt wurde von unseren Freunden eingeladen, um am Abend zu feiern. Sicher wäre das sehr schön geworden, aber leider wollte Petrus nicht. Den ganzen Tag hat es in Strömen geregnet und natürlich war somit auch der Strom weg, damit war das Thema natürlich erledigt. Dennoch gab es einen schönen Geburtstag im kleinen Kreis, der mir viel Freude bereitet hat.
Und zwei Tage darauf gab es dann sogar nochmal die eine zweite, etwas größere Feier mit circa 25 Gästen, sozusagen als ausgleich dafür, dass es mit der ganz großen Feier nicht geklappt hat. So bin ich also gut in meine 20er Jahre gekommen.

Was es sonst noch gibt

  • Mit der Jugengruppe haben wir in letzter Zeit viele schöne Aktivitäten unternommen. Neben den üblichen Treffen gab es Ausflüge und Zusammentreffen mit anderen Jugengruppen aus der ganzen Region. Hier waren wir in San Jose, circa 50km von Azara, bei einer großen, zweitägigen Distriktzusammenkunft.
Könnt ihr mich finden? (Hinweis: In der Woche zuvor hatte eine Friseuse wenig erbahmen mit mir).
Hier sind wir auf einer Jugendfeier letzte Woche, die in Azara veranstaltet wurde.
  • Es gibt ein ein unglaublich wichtiges Projekt, welches ich euch bis jetzt noch gar nicht vorgestellt habe. Padre Enrique baut, in erster Linie mit viel deutscher Hilfe,ein Altenheim hier in Azara. Der Bau ist schon sehr fortgeschritten und soll am 15. August dieses Jahres eingeweiht werden. Es ist eines der Wichtigsten Projete des Dorfes und ein wunderbarer Bau. Hier ist das Bild:
Selbst in Deuschland würde man sich über ein so schönes und großzügiges Heim freuen. Es wird einmal circa 25 alten Mitmenschen Platz bieten.
  • Und dann möchte ich noch stolz verkünden, dass ich meinen vorlauten Gitarrenplan durchgezogen habe! Viele Siestas habe ich dafür aufgeopfert zu üben und nun kann ich schon so manches Lied begleiten und habe dabei sehr viel Freude;-)
Was demnächst ansteht

Und als wenn das alles nicht schon schön genug wäre, es geht gleich ganz toll weiter. In einer Woche fahre ich nach Buenos Aires, um Matthias, auch MaZler der Steyler, zu besuchen. Ebenfalls werde ich dort meine Schwester vom Flughafen abholen und mit ihr Buenos Aires anschauen. Später kommt dann meine Familie ebenfalls nach Argentinien und alle zusammen werden wir gemeinsam hier in Azara Ostern feiern...und später noch eine Woche reisen.

Ich wünsche Euch in Deutschland indes alles Gute, freue mich auf ein Wiedersehen!

Und vielen Dank für die vielen lieben Geburtstagsglückwünsche!

Muchos saludos,
Daniel

Sonntag, 8. Januar 2012

Weihnachtszeit und Neujahr im schönen Azara

Hallo liebe Freunde, Freundinnen und Verwandte,

Weihnachten ist vorbei, das Jahr 2011 auch und ich ich muss ungläubig feststellen, dass ich schon knapp 7 Wochen hier in Azara bin. In zwei Wochen ist Halbzeit meines MaZ-Jahres, kaum zu glauben wie die Zeit vergeht...volando (fliegend)! Natürlich ist das auf der einen Seite schade, denn es wird umso toller, desto länger man im Ausland ist. Nun aber auch wiederum schön, denn das bedeutet natürlich auch, dass es mir gut geht.

Der Dezember hier war sehr, sehr gut. Die Weihnachtszeit war zudem voll mit Aktivitäten und Aktionen, sodass ich schon jetzt das gute Gefühl habe, gut integriert zu sein.
Kurz vor der Ankunft vor dem angestrebten Wallfahrtsziel.
Den Auftakt machte am 8. Dezember ein Pilgertrip zur "Virgen del Camino". Das ist ein kleiner Marienwallfahrtsort in der Mitte von Azara und Apostoles (die nächste größere Stadt) liegt. Jedes Jahr wird zu diesem Datum von den jeweiligen Gemeinden zunächst eine schöne Karosse angefertigt (unsere ist auf dem Bild). Dann geht es um drei Uhr morgens los, um dann nach einigen Stunden Wanderung, Gebet und Gesang, gemeinsam eine Messe zu feiern. Maria hat hier einen immensen Stellenwert für die Christen, was tatsächlich allgegenwärtig ist. Die Wallfahrt war jedenfalls gerade bei dem sich dabei vollziehenden Sonnenaufgang eine sehr schöne Erfahrung. Und wie jedes Jahr hatten wir Azareños natürlich den viel besseren Wagen angefertigt:-).

Ebenfalls habe ich natürlich meine Arbeit hier direkt aufgenommen. Dabei leite ich die Messdiener- und Jugendgruppe und auch bei unserer Caritas bin ich gefragt. Hier konnte ich mich gleich voll einbringen. Mit der Messdiener- und Jugendgruppe habe ich jeweils eine "Convivencia", also einen Ausflug, unternommen. Dabei geht es dann früh morgens los, um den ganzen Tag zusammen zu verbringen. Jeder steuert etwas bei, bsw. Essen oder Materialen, und alles wird dann auf unserem Pick-Up verladen. Damit ging es dann jeweils zu unserem nahegelegenen und städtischen Naturbad, wo wir gemeinsam gebetet, gesungen und uns ausgetauscht haben. Aber auch Spiel, Spaß und Erholung kamen natürlich nicht zu kurz. So konnte ich gleich alle gut kennen lernen
Gruppenfoto mit den "Acolitas", zu deutsch "Messdiener/innen".
Ein großes Highlight für mich war die tolle Sozialaktion "Canastra Familiar Navideña". Das ist eine tolle Aktion, die jährlich in der Gemeinde stattfindet. Es geht dabei darum, dass im ganzen Dorf Sachspenden gesammelt werden (Essen, Kleidung, Spielzeug usw.), um damit dann den ärmsten der Armen hier ein angemessenes Weihnachtsfest zu ermöglichen.
Als ich von der Aktion erfahren habe, war ich sogleich Feuer und Flamme und konnte viel Verantwortung übernehmen. Zunächst habe ich einen Infozettel entworfen, den dann alle Leute von Azara erhalten haben. Dabei mussten wir zwar mit den Jugendlichen das ganze Dorf ablaufen, aber es hat sich gelohnt. Denn später sind wir dann mit dem Pick-Up rumgefahren und haben eine überwältigende Rückmeldung bekommen. Berge von Kleidung und Lebensmitteln sind zusammengekommen, so das wir hinterher mehr als genug hatten um die Ärmsten zu beschenken. Die Kleiderspenden sind so zahlreich, das wir sie noch gar nicht alles sortieren konnten!
Beim Spendeneinsammeln mit unserer Jugendgruppe (das ist nur eine kleine von vielen Ladungen!) und eine Frau, die Dankbar eine "Canastra" entgegennimmt
Kurz vor Weihnachten bin ich dann mit zwei Mitarbeiterinnen der Caritas zu all den Familien gefahren um die Canastras (dt. Körbe) zu übergeben. Die Leute, die ich da kennen gelernt habe sind bitterarm und das ist nicht nur so dahergesagt. So etwas habe ich noch nicht gesehen, erschreckend. Und doch wieder überwältigend, mit was für einer ehrlichen Dankbarkeit sie dieses Geschenk zum Großteil entgegennehmen.
So war diese Aktion natürlich intensiv und umfangrich, aber erfüllend. Gerade, weil ich sehe, wie die eigenen Arbeit Früchte tragen kann.
Laura und Gabriela (Deko), Abel, Cocullo und Francisco (Elektronik)und Enrique (Krippenspiel) sind hier zu sehen. Wir aAlle waren bis zuletzt schwer beschäftigt!

Kurz vor Weihnachten war hier natürlich viel los, denn das Kirchgelende will ja zu Weihnachten schön geschmückt sein. Das ist normal, in Azara aber eine Geschichte für sich. Wir haben hier jedes Jahr eine großartige Beleuchtung, die Schaulustige aus der ganzen Region anlockt. Und das hat natürlich auch in Sachen Vorbereitung seinen Preis. So wurde hier quasi bis zur letzten Minute vor der Christmette noch gewerkelt und geübt, denn auch ein kleines Krippenspiel sollte es ja geben. Im ganzen ist natürlich alles sehr schön geworden, dem Engangement viele Leute hier sei Dank. Zum Schluss hat es dann einen Anblick gegeben, der wirklich traumhaft ist. Ich kann da einfach die Bilder sprechen lassen;-).
Unser traumhaft geschmücktes Kirchgelände mit schöner Beleuchtung ist hier zu sehen. Auch "mein" Casa Clemente hat eine schöne Lichterkette bekommen und auch der Altar ist einfach wunderbar geschmückt.
Weihnachten selbst war dann natürlich ganz was anderes als in Deuschland. Ich muss schon eingestehen, dass ich überhaupt nicht in Weihnachtsstimmung gewesen bin. Das kann schon daran liegen, dass ich viele deusche Bräuche wie die Kekse, den Adventskranz oder Nikolaus natürlich vermisst habe. Aber in erster Linie ist es einfach der Sommer, den wir hier haben. Es fühlt sich einfach komisch an. Aber gut, es war eine dennoch bereichernde Erfahrung und ich war auf all dies vorbereitet.
Nach der Messe haben wir es ruhig angehen lassen. Um Mitternacht ist es hier üblich, dass die Leute ein Feuerwerk veranstalten (den Sinn habe ich bis jetzt noch nicht erfahren), kurz danach ist dann in allen Familien die "Cena Navideña" angesagt, also das Weihnachtsabendessen. Da ist dann die ganze Familie beisammen und nimmt Asado und beste Speisen zu sich. Einrique, Raul und ich haben hierbei gemeinsam gegessen, eine Beschährung ist danach in Argentinien eher unüblich. Doch einigen Päcken aus Deuschland sei Dank, dass ich nicht ganz auf die Weihnachtsgeschenke verzichten musste...wie schön!

Auch Silvester haben wir wenige Tage später schlicht gefeiert. Das lag in erster Linie daran, dass in unserem Pfarrsaal eine Feier stattgefunden hat. So wurde meine Hilfe natürlich benötigt um Getränke zu verkaufen, wodurch ich die Nacht hindurch im Einsatz war.

Auch am Anfang des Jahres gibt es natürlich wieder ein wichtiges Fest: der 6. Januar. Hier in der Gemeinde ist das weniger wegen der heiligen drei Könige als wegen Enrique bedeutend. Denn er feiert da seinen Geburtstag! So haben sich dann am Freitag Abend hier ca. 80 Leute und Gemeindefreunde versammelt, Speisen und Geschenke mitgebracht, um zu seinem 79. Geburtstag anzustoßen. Ein total schöner Abend war das. Innerhalb des Tages musste Enrique jedoch pausenlos Anrufe aus Deutschland, Argentinien und auch Kolumbien entgegennehmen. In allen Einsatzorten hat er noch viele Freunde, die sich die Glückwünsche natürlich niemals nehmen lassen!
Wünchen tuen wir uns alle gerade vor allem seine Gesundheit. Leider sind derzeitig viele Artztbesuche in Posadas notwendig, um den Zustand von Enriques Bein im Auge zu behalten.

So vergeht die Zeit hier wie im Flug liebe Freunde. Schon im nächsten Monat gibts das Zwischenseminar, das heißt Halbzeit. Es ist kaum zu glauben. Aber so gut es mir hier geht, so weiß ich doch immer, was und wen ich in Deuschland habe. Und wenn ich in einem halben Jahr wieder zurück muss, dann freue ich mich alle wiederzusehen!

Muchso saludos y un abrazo para todos,

Daniel!

Sonntag, 4. Dezember 2011

Umzug nach Argentinien: Mein Leben in Azara

Hola!

Wie ihr, liebe Freunde und Familie, sicherlich mitbekommen habt, hab ich in letzter Zeit leider wenig von mir hören lassen. Das hat den einfachen Grund, das unheimlich viel passiert ist und ich erst jetzt Zeit finde, all die netten Mails aus Deutschland zu beantworten und auf dem Blog etwas Licht ins Dunkeln zu bringen. Zu Beginn soll jedoch gesagt sein: Ich bin umgezogen und wohne jetzt in Azara, Argentinien.

Der Umzug in grober und detaillierte Sicht. Für südamerikanische Verhältnisse ist es wirklich nur ein Katzensprung über die Grenze nach Argentinien: 90 km Luftlinie - dennoch braucht man sage und schreibe 6 Stunden für die Stecke.

Wie es dazu kam

In dieser Region Südamerikas, im Grenzgebiet von Argentinien und Paraguay, sind wie zu zweit: Felipe und ich. Es gibt demnach auch zwei Stellen, nämlich in Capitan Miranda und in Azara. Da der Padre von Azara, Enrique, aus Gesundheitsgründen die vergangenen drei Montate noch in Deutschland bleiben musste, haben wir in Capitan Miranda zu zweit gewohnte und abgewartet.
Nun haben sich die Dinge so ergeben, dass wir zwischendurch Azara mal besucht haben (Blogeintrag) und jeweils so einen Eindruck von beiden Einsatzorten gewinnen konnten. Tatsächlich haben wir nach längerem Überlegen festgestellt, dass es sinnvoller ist, wenn ich nach Azara gehe und Felipe Capitan Miranda zu seiner Einsatzstelle macht. In erster Linie hat das mit den jeweiligen Arbeitsfeldern zu tun, die so jeweils für jeden von uns passender sind.
Verabschiedung von den vielen Leuten, die ich, und die mich, liebgewonnen haben. Freunde, Schüler, die Schwestern, Bekannte. Sogar eine Abschiedstorte und einen eigenen Radiospot gab es zum Abschied:-).
So hieß es dann für mich: Abschied nehmen. Knapp drei Monate sind eine ganze Weile und ich war beeindruckt und glücklich, mit welcher Herzlichkeit ich von meinen paraguayischen Freunden, Schülern und Bekannten verabschiedet wurde. Auf der anderen Seite jedoch auch ein wenig traurig, da es besonders diese herzlichen Menschen sind, die ich in der Zeit sehr lieb gewonnen habe. Da ich aber sicherlich nochmal zu Besuch kommen werde, ist es zum Glück kein Abscheid auf Ewigkeit.


Das ist Azara
Die schöne Kirche von Azara von außen und innen

Meine Einsatzstelle hier ist eine ländliche Pfarrei im Bundesstaat Misiones, Argentinien. Das Dorf liegt gerade mal 90 km südlich von Capitan Miranda - Durch Zoll, Wartezeiten, schlechte Straßen usw. sind es dennoch 6 Stunden Reisezeit. Azara liegt nahe dem Bundestaat Corrientes (Arg.) und nahe der Brasilianischen Grenze, also im Ganzen sehr zentral. Das Dorf hat ca. 4000 Einwohner, ist in den letzten Jahren jedoch durch die hiesige Holzwirtschaft rapide gewachsen. Hauptwirtschaftszweig ist der Yerbaanbau, die Teesträucher, aus denen das Volksgetränk Mate gemacht wird.
Das nahegelegene Apostoles (ca. 20 km) ist Anlaufstelle für alle größeren Besorgungen und wird zudem als Hauptstadt des Yerbas bezeichnet; etwa 30.000 Einwohner leben hier. Für noch größere Angelegenheiten geht es dann nach Posadas, die Hauptstadt von Misiones. Hier leben 350.000 Leute, die Stadt liegt gegenüber von Encarnacion, wo ich ja quasi gerade gelebt habe.
Die Landschaft ist wunderschön. Liebliche Hügel prägen die Landaschaft und wohin man guckt, nichts als Yerba und Bäume - Natur pur.
Wenn man von Paraguay nach Argentinien kommt, kann man auf jeden Fall schon einen enormen Unterschied wahrnehmen. Da ist zunächst das Spanisch, dass hier doch recht unterschiedlich ist. "Yo" wird zuweilen "Scho" ausgesprochen, kaum Guaranieinfluss mehr etc. Argentinien ist zudem reicher, was sich durch befahrbare Straßen und darauf öfters neuen Autos gleich bemerkbar macht. Den Lebensstandart der Argentinier, sofern ich das bisher beurteile, schätze ich sicherleich auch etwas höher ein. Azara gilt als normales, vielleicht etwas ärmeres argentinisches Dorf. Es ist hier jedenfalls angenehm ruhig, ohne schläfrig zu sein, also wirklich schön.


Die Leute von Azara
Was kann es schöneres geben als herzlich Willkommen zu sein?
Die Menschen, die ich hier bisher kennen lernen durfte sind großartig. Ich bin hier mit einer überwältigenden Freundlichkeit willkommen worden. Generell ist erstmal hier estmal ein Starker Polnisch-Ukrainischer Einfluss bei der Herkunft der Leute zu bemerken. Indigene Einflüsse sind hingegen geringer als in Paraguay. Ich falle jedenfalls als Blonder nicht auf.

Natürlich habe ich hier in erster Linie mit den Menschen hier in der Gemeinde (Spanisch: Parroquia) zu tun. Da lässt sich gleich mal festhalten: Die Parroquia ist großartig, den wunderbar aktiv. Hier ist immer was los, die Leute engagieren sich, machen mit - und das mit vollem Herzen. Viele hier sind so aktiv, dass man hier den harten Kern der Gemeinde schon als eine Art Familie bezeichenen könnte. Das ist wirklich wunderschön und gibt mir die tolle Möglichkeit, gleich voll einzusteigen. Dazu aber gleich mehr.

Woran liegt es, dass sich die Leute hier so gerne in die Gemeinde begeben? Da kann es nur eine Antwort geben . In erster Linie an Padre Enrique. Das der Padre hier, für das Jahr auch mein Padre, und auch Deutsch, Ende 70, gefühlte 50, immer bestens gelaunt. Er ist einen Tag vor meiner Ankunft aus Deutschland zurückgekehrt, wo er ja wegen Gesundheitsproblemen war. Die Leute hier haben ihm einen offenbar unglaublichen Empfang bereitet, jedenfalls sind nun alle feliz, dass sie ihren Padre wiederhaben! Wir verstehen uns ganz toll!
Unsere fidele Männer-WG in einer typischen Junggesellenküche: links Raul, auch mal "Jefe" genannt, rechts Enrique, alias "Padre" und ich, Dani, werde manchmal würdevoll mit "Principe" angesprochen.

Dann gibt es noch viele, viele Freiwillige, die sich hier mit einer unglaublichen Hingabe einbringen - und das oft neben Arbeit, Familie usw. Besonders ist da der Raul zu nennen. Er lebt seit kurzem auch fest im Pfarrhaus und so haben wir also eine nette 3er-Männer-WG hier. Raul arbeitet hier Tag und Nacht, kümmert sich um das Pfarrgelände, denkt mit und ist nebenbei noch auf der Baustelle für ein Altenheimt tätig, welches hier von Stadt und Parroquia gebaut wird.

Die vielen anderen brauche ich jetzt nicht aufzählen, aber es sind viele;-).


Ich in Azara

Obwohl ich hier erst seit 1,5 Wochen bin, habe ich schon das Gefühl top integriert zu sein. Das ist klasse, liegt aber vor allem darin, dass hier immer viel los ist und sich das meiste auch auf dem schönen Gelände der Parroquia abspielt.
Erstmal, wie ich lebe. Ich lebe hier richtig schön. Direkt neben der Kirche gibt es ein etwa 12 Jahre altes Haus, das unten Räumlichhkeiten für Pfarraktivitäten bietet, oben eine große Wohnung mit mehreren Zimmern. Das ist mein Zuhause, das ich derzeit für mich habe. Am Anfang musste ich leider einige Tage lange hart ans Putzen gehen, dabei auch zahllose Spinnen und Pilze eliminieren, aber jetzt ist alles sauber und ordentlich  - und wunderschön. Ich fühle mich richtig Wohl, habe ein schönes Zimmer und vor allem gibt es eine tolle schattige Terrasse mit Ausblick auf den Kirchplatz, was will man mehr?
"Mein" schönes Haus, das "Casa Clemente" von außen, oben lebe ich. Die Terrasse ist mein Lieblingsort und immer angenehm schattig, links unten mein nettes Zimmer mit Ost-und Südseite, die ungenutzte Küche rechts unten.

An Aktivitäten gibt es hier immer vieles, daher schreibe ich auch erst jetzt zurück. Wer mich kennt weiß, dass ich das super finde.
An festen Aufgaben werde ich hier ab sofort die Messdienergruppe und wahrscheinlich auch die Jugendgruppe leiten, bei sind zuletzt etwas eingeschlafen und so ist meine Hilfe gleich gefragt.
Innerhalb der Woche werde ich mich auch um das Mittagessen kümmern, jedenfalls ist das so geplant - Wenn Enrique und Raul nicht schon bald die Notbremse ziehen müssen. Aber nein, ich denke das wird schon gehen und auch lecker:-).
Dann vielen Gruppen:
Caritasgruppe: Hier lernt man die verschiedensten sozialen Schichten kennen und kann den ärmsten der Armen helfen und für sie dasein, super!
Liturgiegruppe: Hier wird die Liturgie der Woche ausgesucht, vorbereitet und diskutiert.
Tempeldiener: Eine heitere Gruppe, die jeden Samstagmorgen die Kirche auf Hochglanz bringt.

In den Messfeiern habe ich eine besondere Ehre: Als Missionar auf Zeit, darf ich die Feier vorne neben dem Padre feiern und sogar die Kommunion austeilen, ich wusste gar nicht, dass ich sowas darf!
Ich in der Messe: Sogar die Kommunion darf ich austeilen.

Auch Gartenarbeit gibt es hier, hier wird mir Raul demnächst einweisen und dann wird da auch mit angepackt.

Ja und dann gibt es immer noch zahllose Dinge die gerade einfach Tagesgeschäft sind. Jetzt gerade zum Beispiel: Der Pilgertag am 8. Dezember zur Jungfrau Maria, danach alles für Weichnachten, also Deko, Krippenspiel usw.

Also es gibt viel und ich freue mich darüber und möchte hier geben, was ich geben kann.

Aktuelles

In der Gemeinde ist generell viel los, nun aber besonders viel, denn Weihnachten steht vor der Tür. Die Adventszeit ist ja für jeden Christen die Zeit der Vorbereitung, was hier aber auch bedeutet: Es muss ordentlich angepackt werden. Das betrifft dann zum Beispiel das Krippenspiel, das an Heiligabend durchgeführt wird, Caritasaktionen für Bedürftige, die Herrichung der Kirche usw. Vor allem letzteres ist hier enorm, denn jedes Jahr wird die Kirche micht einer Beleuchtung bestückt,  von der mir alle nur sagen, dass es mich überwältigen wird. Gut, zünächst überwältigt es mich dann wohl, alles aufzuhängen;-).

Nächste Woche werden wir schwer damit beschäftigt sein, einen Umzugswagen zu bauen, denn am 8. Dezember ist der große Marienfeiertag. Dann gibt es eine Prozession, die um 4 Uhr morgens beginnt an einen 9 km entfernten Ort und dort dann eine Messe. Wie überall in Südamerika verdient Maria hier eine besondere Huldigung.

Der der Padre so lange nicht da war, ist erstmal eine ganze Menge nachzuholen. Die Jugend- und Messdienergruppe werde nun ich etwas "wiederbeleben", worauf ich mich sehr freue. Vor allem letztere müssen ja Weihnachten in Topform sein.

Dann wird natürlich auch immer viel gefeiert. Immer wieder gibt es "Cumple-Cince", also die spektaculären 15. Geburtstage, die die Mädchen hier feiern (als Prinzessinnen mit unglaublichem Spektakel, Aufwand, Asado usw.), von denen ich schon zwei hier miterlebt habe. Dann feiern nächste Woche die Schüler das bestehen ihres Abiturs ("Bachillerato"), das Bürgermeisteramt wird übergeben, ein Priester hat 50. Priesterjubiläum, und, und, und. Es ist hier vieles los...aber das ist gut so!

Ich freue mich nun hier auf eine schöne und vor allem andersartige Weihnachtszeit, bei gut 35°C am Tag. Ich hoffe man hört heraus, dass ich glücklich und gerne hier bin. Ich wünsche auch Euch, eine angenehme Weihnachtszeit, dass ihr euch nicht vom Stress einnehmen lasst und auch Ruhe einkehren kann.


Muchos saludos y un abrazo fuerte,

Daniel (das "el" schenken sie sich hier)

Dienstag, 8. November 2011

Kulturelle Vielfalt im Herzen von Südamerika

Hola queridos amigos! Mit Freude kann ich behaupten, dass ich hier in einem Teil von Paraguay lebe, der an kultureller Vielfalt kaum zu überbieten ist. Das hat sich in den letzten Wochen ganz besonders bemerkbar gemacht und ich bin mir sicher, das ist auch für euch spannend!
Ich bei den Ruinen von Trinidad - besonders bei Abenddaemmerung wunderschoen.
  1. Der europäische Einfluss
Zunächst einmal gibt es hier in Capitan Miranda und der Region an sich Einflüsse aus aller Herren Ländern. Es gibt kaum einen, der von sich behaupten kann, wirklich keine ausländischen Wurzeln zu haben. So tummeln sich hier u.A. Japaner, Ukrainer, Niederländer, Russen, aber nicht zuletzt auch sehr, sehr viele Deutsche. Es kommt nicht selten vor, dass ich mitten in einem Gespräch von einem deutschen Satz überrascht werde. Wie kommt das also?
Erstmal ist Paraguay an sich ein traditionelles Einwanderungsland und anders als in vielen anderen Regionen sind die Einwanderer hier normalerweise sehr erfolgreich und wirtschaftlich wichtig. Die Mennoniten beispielsweise, deutschstämmig, waren die ersten, die tatsächlich den Chaco erfolgreich bewirtschafteten- heute sind sie eine echte Wirtschaftsmacht in Paraguay! Meine Region hier ist ein Stück weit tatsächlich eine deutsche Kolonie. Nicht weit von uns lieg z.B. „Hohenau“, eine quasi deutsche Siedlung und auch anhand der Namen vieler Geschäfte lässt sich die Deutschstämmigkeit erkennen.
Links bin ich als Deutscher mit Sandra, der Fast-Deutschen auf dem Kulturfest einer Schule. Rechts: Tanz beim Kolomeika, ein ukrainisches Fest.
Generell schön an diesem Kulturmix ist vor allem: Jeder hält seine Traditionen in Ehren und das ermöglicht öfters spannende Kulturfeste, wie ich sie kürzlich mehrfach erleben durfte. Ich genieße das in vollen Zügen.
Vor einer guten Woche war da das „Kolomeika“, ein riesengroßes Fest der ukrainischen Gemeinschaft hier, das über lange Zeit vorbereitet wird. An dem Abend an sich gibt es dann typische Musik, Tanz, Dekoration und traditionelle Trachten. Vor allem aber: Essen, essen, essen – weitestgehend landestypisch.
Das riesige Kulturfest der Schule San Jose mit tollen Vorstellungen und Speisen aus aller Welt.
Auch die Schulen hier nehmen das Thema der Kulturenvielfalt sehr ernst. San Jose beispielsweise, die Schule die ich oft besuche, hat über Wochen durch Projektarbeit ein ebenfalls großes Fest auf die Beine gestellt in denen dann jeder Kurs Tänze, Speisen, Souveniers, etc. vorbereitet hat. Die kleine Weltreise umfasste Argentinien, Paraguay, Cuba, Mexico, Brasilien, USA, Hawaii, Spanien, Ukraine, Kolumbien und, ja, auch Deutschland! Für mich war das Fest ein ganz besonderer Abend, da ich ja nun auch schon sehr viele Schüler kenne und richtig gerne habe.

  1. Die Guarani-Kultur
In eine ganz andere Richtung, aber mindestens genauso schön, geht der Einfluss des Guarani. Die Guarani sind das Indiovolk Paraguays, natürlich mit eigener Kultur und, eng damit verknüpft, eigener Sprache. Was Paraguay im Vergleich zu allen anderen Ländern Südamerikas besonders macht ist, dass die Guarani-Sprache hier offizielle Amtsprache neben dem Spanisch ist. So sind neben Behördengängen auch Schulunterrichtsstunden tatsächlich möglich. Ich finde das wunderbar und respektvoll. Die meisten Leute hier sprechen tatsächlich beide Sprachen, wobei wohl das Guarani im Haus mehr angewendet wird, für den Rest aber eher Spanisch üblich ist. Kleiner Haken für mich ist, dass eine häufiges Gemisch aus beidem für mich nur schwer zu verstehen ist und die Kinder manchmal einfach einen Riesenspaß daran haben, mir gegenüber eine „Geheimsprache“ zu haben. Immerhin haben sie mir die wichtigsten Frasen auch schon verraten, so bin ich nicht ganz hilflos ausgeliefert.
Janko und ich bei den Ruinen von Jesus - verbotenerweise auf dem ehemaligen Kirch- und Wachturm.
Die Geschichte der Gurarani in der Region hier ist SPANNEND! Tipp: Es gibt einen großartigen Film „The Mission“, etwa 20 Jahre alt, der die Situation gut darstellt.
Es ist nämlich so (vereinfacht): Als die Konquistadoren die Guarani unterwerfen und ausbeuten wollten, haben sich die Jesuiten eingesetzt und Reduktionen gebaut, in denen sie sicher waren. Die Indios haben sich im Gegenzug den jeweiligen Jusitenpadres untergeordnet und den christlichen Glauben angenommen. In diesen Reduktionen wurden unglaubliche Leistungen in Kunst und Kultur vollbracht. Man muss ich das vorstellen: 5000 Indios haben in einer Reduktion gewohnt – zwei Padres haben sie geleitet und es hat bestens funktioniert. Leider nahm diese tolle Geschichte Ende des 18. Jahrhunderts ein jähes Ende: Die Jesuiten waren den Spaniern zu erfolgreich (->Konkurrenz zur Ausbeutung) und wurden gezwungen das Land zu verlassen. Die Reduktionen wurden zwar noch von den Franziskanern weitergeführt, waren aber innerhalb weniger Jahrzehnte meist komplett verlassen.
Die unbeschreiblich schoenen Ruinen von Trinidad vom wiedererbauten Turm aus fotografiert.

Das Großartige an diesen Reduktionen ist, dass zwei der Besten nur einen Tagestrip entfernt liegen und noch gut erhalten sind: Jesus und Trinidad. Diese Ruinen sind das Unesco-Weltkulturerbe mit den wenigsten Besuchern weltweit, mangels touristischer Erschließung. Gerade das macht aber einen Besuch so schön. Man kann durch die alten Gemäuer schlendern und sich von dem Geist dieser magischen Orte verzaubern lassen. Besonders Trinidad hat es mir angetan. Dort gibt es seit 3 Jahren auch eine nächtliche Lichtershow, mit Originalmusik aus der Jesuitenzeit. Wir haben die Ruinen am vergangenen Wochenende besucht. Die Gelegenheit war bestens, weil gerade auch Janko, Missionar auf Zeit in Bolivien zu Besuch war und das Wetter bestens mitgespielt hat.
Ich hoffe, meine kleine Kulturstunde hat euch gefallen;-).
Muchos saludos,
Daniel

Dienstag, 18. Oktober 2011

Kurztrip nach Azara, Argentinien

Liebe Grüße de Neuvo!

Heute finde ich Zeit und Lust, von unserem Kurztrip nach Azara zu schreiben. Wie viele vielleicht wissen, bin ich in Capitan Miranda gerade nicht der einzige Voluntario. Auch Phillip ist seit einigen Wochen bei uns und wird noch für unbestimmte Zeit bei uns bleiben. Grund ist, dass der Padre, bei dem er in Argentinien, Azara, wohnen wird, derzeit aus Gesundheitsgründen noch in Deutschland ist und so bleibt Phillip für eine Weile bei uns.
Super ist jedenfalls, dass wir dieses Wochenende die Gelegenheit hatten, uns in Azara mal umzuschauen!
Das circa 6000 Einwohner kleine Dorf liegt in der Argentinischen Grenzregion zu Brasilien und ist von Encarnación aus etwa 90 km entfernt. Doch wer glaubt das wäre schnell zurückgelegt fehlt weit.

Ein voller, uralter Bus in Paraguay - heisst leider bei etwas Steigung: Er geht kaputt.
Gerade die Hinfahrt war ein Abenteuer: Zunächst ist der Bus nach Encarnacion bei einem Anstieg kaputt gegangen. Heißt: Warten und umsteigen. Das Überschreiten der Grenze hat ebenfalls, den nötigen Stempeln zuliebe, sehr lange gedauert. Somit waren wir dann auch zu spät beim Busterminal von Posadas, der großen argentinische Stadt direkt hinter der Grenze. Dadurch wiederum haben wir den richtigen Bus verpasst usw. Nach fast 5 Stunden, um 22.30 Uhr jedenfalls, waren wir endlich da. Also tatsächlich direkt zur argentinischen Abendessenszeit.
Azara hat eine aktive Gemeinde und somit wurden wir direkt von vielen sehr netten Leuten in Empfang genommen. 

Auffällig ist sofort, dass das Spanisch ein ziemlich anderes ist. Während in Paraguay doch stets der Guarani-Einfluss zumindest zu hören ist, ist die Sprache in Argentinien klarer, auch wenn man nicht "Yo" sondern "Scho" sagt. Mich hat das sehr gefreut und ich habe das Wochenende genutzt, um so viel wie möglich mit den Leuten zu kommunizieren. Es freut mich dabei, mit meinem Spanisch super voranzukommen und das Lob der Leute ist immer wieder eine neue Motivation.
Am Samstag wurde uns die schöne Region ringsherum gezeigt. In erster Linie gibt es sehr viel „Campo“, also Land auf dem Viehzucht betrieben wird. Aber auch mit einem Urwald kann die Gegend aufwarten und so war ein abenteuerlicher Trip mit dem Pickup möglich, der dann am Rio Uruguay, dem Grenzfluss zu Brasilien endete.
Mit dem Pickup quer durch den Urwald Richtung Rio Uruguay.
Phillip links und Cocujo rechts vor dem Pickup der Pfarrei.
Abends am Samstag war ja klar, was anstand: Asado. In Argentinien so normal wie das Feierabendbier in Deutschland! Und ich wünschte ich könnte euch denn tollen Duft einer solchen typischen Mahlzeit irgendwie rüberschicken. Jedenfalls ist es wirklich lecker und auch immer ein gesellschaftliches Ereignis. Auffällig ist sicherlich, dass das Fleisch immer mit allen geteilt wird und nicht wie in Deutschland zuweilen penibel zuvor aufgeteilt wird.
Zubereitung des Fleisches ist natürlich Männersache. Die Salate unserer compañeras sind aber auch sehr gut:-).
Die tolle Voluntariogruppe der Gemeinde beim nächtlichen Asado.
Am Sonntag lernten wir dann das Gemeindeleben noch besser kennen. Es gibt in Azara eine schöne Kirche mit einer gut besuchten Messe. Eine tolle Band begleitet musikalisch und wir wurden sogar am Ende der Messfeier der Gemeinde vorgestellt.
Was mich zutiefst beeindruckt hat ist der Einsatz einiger Leute. Es ist wunderbar, wie viel Freizeit einige dafür aufopfern, um das Gemeindeleben am Laufen zu halten – auch wenn der Padre über Monate nicht da ist. Zudem wird jeden Tag der Rosenkranz von einigen gebetet, um dem Padre in seiner Gesundheitssituation zu stärken.
Die schöne Kirch von Azara nach der Sonntagsmesse.
Die Musikgruppe, die die Messe wirklich schön und modern begleitet.
Am Montagmorgen war dann schon wieder Abreise angesagt. Diesmal mit weniger Komplikationen auf der Fahrt. Insgesamt also ein wirklich schöne und erholsamer Trip!
Beim nächsten Eintrag werde ich dann wohl näher schreiben, wie mein Leben hier in Capitan Miranda unterdessen so ausschaut. Bis dahin aber muchos saludos aus dem Frühling Paraguays!
Daniel